Der erfolgreiche Podcaster Tommi Schmitt hat zwei Jahre in Mönchengladbach gelebt – und blickt gerne auf die Zeit in der Vitusstadt zurück

Wenn Gagautor Tommi Schmitt und Comedian Felix Lobrecht mal wieder so ganz nebenbei erwähnen, dass sie den „einflussreichsten Podcast Europas“ moderieren, geschieht das wie vieles in ihrem wöchentlichen Online-Zwiegespräch mit einem dicken Augenzwinkern. ‚Gemischtes Hack‘ heißt der Podcast, den es seit 2017 gibt und über den momentan alle reden – und in dem auch über alles geredet wird. Mächtig viel dummes Zeug vor allem, aber durchaus auch ernste gesellschaftliche Themen. Der gebürtige Detmolder Schmitt aus gutem Hause und die Berliner Schnauze Lobrecht sind so unterschiedlich, wie man nur sein kann und passen vielleicht auch deshalb so gut zueinander. Was vielleicht nicht jeder weiß: Tommi Schmitt, der heute sein Geld als Freier Autor für verschiedene TV-Formate und diverse Comedians verdient, hat zwischen 2012 und 2014 in Mönchengladbach gelebt. Dem Urbano Magazin erzählt der ehemalige Journalismus- und Kommunikationsmanagement-Student, was ihm die Vitusstadt bedeutet.

„Ich freue mich jedes Mal, wenn ich irgendwo das Autokennzeichen ‚MG‘ sehe – und das nicht nur, weil ich Borussia-Fan bin, seit ich fünf Jahre alt war. Ich habe damals vom Cousin meines Vaters ein Borussia-Trikot bekommen – in dem Moment war es um mich geschehen. Als ich dann 2012 die Chance bekommen habe, in der Medienabteilung von Borussia mein journalistisches Volontariat zu machen, war das natürlich für mich ziemlich cool. Es hat sich nie so angefühlt, zu arbeiten und richtig viel Spaß gemacht. Ich habe in der Nähe der Hensen-Brauerei gewohnt. Leider gab es damals das Burgerrestaurant ‚Rabbit Hole‘ noch nicht – obwohl, ist vielleicht besser so. Ich wäre wahrscheinlich jeden Tag hingegangen.

Überhaupt war Mönchengladbach zu der Zeit leider eine riesengroße Baustelle. Das Minto war noch nicht fertig, überall war irgendwas abgesperrt oder eingerüstet, und parken ging sowieso nirgendwo. So wunderschön, wie Mönchengladbach heute ist, habe ich es damals also nie erlebt. Spaß beiseite. In der Rückschau fand ich es super in Mönchengladbach. Aber ich habe diese Stadt immer verflucht für ihr Nachtleben, das war und ist schon ausbaufähig. Aber: Ich habe eine Schwäche für unperfekte Städte. Genauso, wie ich auch eher Gesichter mit Furchen und Narben mag als geliftete Gesichter. Und Gladbach hat Furchen und Narben. Man merkt: Diese Stadt hat halt schon was erlebt. Durch die Textilindustrie, durch die große Zeit mit Borussia. Aber was ich cool finde, ist, dass sich hier was tut. Es gibt viele Ehrenamtler, die hier was bewegen. Ob am Schillerplatz, in Eicken oder durch die Altstadt-Initiative. Es ist doch geil, wenn in einer Stadt nicht alles weg gentrifiziert ist und man sich noch selbst mit einbringen kann. Es gibt schon ein paar Ecken, die man verschönern kann. Aber damit sollte man es auch nicht übertreiben – denn die Stadt soll auch nicht ihre Seele verlieren.

Ich habe in Gladbach viele sehr gute Freunde gefunden. Die Leute im Rheinland machen es einem aber auch sehr einfach, sich wohlzufühlen. Ich habe anschließend in Hannover gelebt und weiß, wovon ich rede. Mönchengladbach ist überaus liebenswert und fühlt sich für mich wie ein riesengroßes Dorf an. Die Leute hier sind sehr nett, offen und lebensfroh, pflegen aber auch ihre Gartenzaun-Mentalität – und das in einer Stadt mit 250.000 Einwohnern! Ich habe Mönchengladbach immer im Herzen, frage mich aber jedes Mal, wenn ich dort am Bahnhof ankomme, wann die das Haus Westland endlich abreißen und da einfach eine Wiese hinkommt. Oder eine große Igor-de-Camargo-Statue.“ 

 mle