Der Vorgarten ist ein Hingucker. Neben den bunten Sommerblumen, die den Weg zum Haus säumen, wachsen Bohnen, Salat, Kohl, Johannisbeeren und Wurzelgemüse in trauter Eintracht. Bienen summen durch die Luft – hier blüht das Leben im wahrsten Sinne des Wortes. Kaum zu glauben, dass sich die Bewohnerin des Hauses, das inmitten dieser Idylle steht, mit unnatürlichen Todesarten befasst. So stellt man sich die Lebenswelt einer Krimiautorin einfach nicht vor. Jutta Profijt stellt nicht nur dieses Klischee auf den Kopf.
Seit gut einem halben Jahr wohnt die Schriftstellerin nun in Korschenbroich. „Vor dem Umzug habe ich schon ein Jahr Pflanzen umgetopft, um sie hier in den Garten mitzunehmen“, erzählt die 45-Jährige. 60 Meter war ihr alter Garten lang, der neue ist deutlich kürzer. Schon früh war ihr klar, dass sie einen Nutzgarten haben wollte. „Damals wusste ich noch nicht, wie viel Arbeit das ist. Aber schon bald wurde ich von der rüden Wirklichkeit eingeholt“, berichtet die Hobby-Gärtnerin. Sie zog ihre Konsequenzen und vereinbarte mit ihrem damaligen Arbeitgeber, ihre Stundenzahl zu reduzieren. So konnte sie sich um ihren Garten kümmern.
Wer sich den Lebensweg von Jutta Profijt ansieht, der stellt schnell fest: Die Frau hat Biss und den Mut, ihre Träume zu leben. Ein Traum war das Schreiben. Ihren ersten Krimi ‚Motiv: Münsterschatz‘ hat sie nicht nur nebenberuflich geschrieben, sondern auch das Buch selbst verlegt, den Vertrieb übernommen und Lesereisen organisiert. Mit ihrem ermittelnden Rentner Herrn Fiedler und den Tatorten in Mönchengladbach kam die Autorin bei den Gladbacher Lesern sehr gut an. Den deutschlandweiten Durchbruch als Krimi-Autorin aber brachte ihr Pascha, der ermittelnde Geist eines Kleinkriminellen, der mit seiner schnoddrigen Art die Leser herzhaft zum Lachen bringt.
Pascha brachte ihr einen Vertrag mit dem renommierten dtv-Verlag, seitdem kann sie vom Schreiben leben. Zwei bis drei Bücher schreibt sie pro Jahr, in einem kleinen Schuhkarton hat sie Ideenmaterial für weitere Bücher gesammelt. Spontane Einfälle werden in einem Oktavheft notiert, das sie immer bei sich trägt.
So üppig ihr Garten ist, so geradlinig und reduziert ist Jutta Profijts Arbeitsplatz. Ihr Laptop steht auf einem Tisch, der aus einem Schrank herausgeklappt wird. „Zusammengeklappt ist mein Arbeitsplatz gerade mal 0,5 Quadratmeter groß“, sagt sie. Hier entstehen nicht nur die bekannten Krimis, sondern auch Lern-Krimis, Kurzgeschichten, muntere Frauenromane und ihr Blog über die Bio-Gärtnerei. In launigen Worten erfährt der Leser dort zum Beispiel, wie man mit Rapsöl Läuse bekämpft, warum der Goldmohn auch Schlafmützchen heißt und wieso die Blattlausscheuche nützlich ist, obwohl sie die Plagegeister gar nicht verscheucht.
Wer sich bei Jutta Profijt umsieht und mit ihr spricht, merkt nicht nur sehr schnell, dass ihr das Leben mit der Natur und der Umweltschutz sehr wichtig sind. Sie zeigt vor allem, dass beides nichts mit Askese, sondern mit Genuss zu tun hat. Bei ihr stehen die Einmachgläser nicht wie zu Omas Zeiten versteckt im Keller, sondern werden – fein säuberlich in einem Spezialregal aufgereiht – zu einem essbaren Kunstobjekt. Einen Fernseher sucht man vergebens, auch die Garage ist nicht gebaut worden, um ein Auto hineinzustellen. „Das haben wir gar nicht“, sagt die überzeugte Radfahrerin. Erst kürzlich machte sie sich zur CO2-freien Lesereise ins Münsterland auf. 280 Kilometer legte sie auf dem Drahtesel zurück.
Der Umweltschutz war nicht immer eine Herzensangelegenheit von ihr. Der zündende Funke sprang bei einer Segeltour über. „1993 haben mein Mann und ich einen Bildungsurlaub gemacht, bei dem es um Meeres-Ökologie ging“, erzählt sie lachend. „Wir wollten einfach nur segeln und dachten, ein bisschen Info schadet nicht. Auf dem Schiff fanden wir uns inmitten von 22 überzeugten Ökos wieder.“ Ihr üppiger Garten ist nicht die einzige, aber vermutlich die farbenprächtigste Spätfolge.
Garnet Manecke
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