Dorfleben: Liedbergs Kulisse hat schon Ludwig XIV und Bjarne Mädel angelockt – und ist einen Sonntagsbesuch allemal wert, vor allem in den Wintermonaten

An Besuch, zum Teil echter Prominenz, hat es Liedberg noch nie gemangelt. 1701 war hier beispielsweise der Sonnenkönig Ludwig der XIV zu Gast und vor 14 Jahren der Schauspieler Bjarne Mädel, um Teile der ARD-Krimi-Serie ‚Mord mit Aussicht‘ zu drehen. Der eine nutzte das Liedberger Schloss zu politischen Verhandlungen mit dem Kölner Kurfürsten, der andere die malerische Schönheit des 2000-SeelenÖrtchens als TV-Kulisse.

Liedberg liegt auf einer Bergkuppe. 34 Meter hoch, 700 Meter lang und 400 Meter breit. Durchaus märchenhaft ist es hier, denn das liebevoll restaurierte Schloss Liedberg thront über den Fachwerkhäusern aus dem 18. Jahrhundert, die das historische Ortsbild prägen. Nicht selten wird Liedberg zu den schönsten Städtchen Deutschlands gezählt. Da hilft, dass sich ein dichter Wald (‚Haag‘ genannt) direkt an das Dorf schmiegt, das in der Draufsicht ein wenig wirkt wie ein Modellbausatz. Vielleicht mahnt deswegen die Stadt Korschenbroich auf ihrer Website: „Liedberg ist kein Freizeitpark.“ Aber: „Ein Dorf mit einem Wald, in dem man wunderbar ein paar Stunden Freizeit verbringen kann.“

Und ein Dorf mit einer großen Geschichte. Das liegt vor allem daran, dass es wahrlich nicht auf Sand gebaut ist, sondern auf Quarzit. Schon die Römer haben das wertvolle Gestein abgebaut und zahlreiche offene Gruben und unterirdische Stollen hinterlassen, vorher sind schon Neandertaler und Kelten hier gewesen. Dieses Örtchen atmet Geschichte, fast alle Gebäude sind denkmalgeschützt und werden laufend restauriert.

Ruhig ist es hier das ganze Jahr über, das traditionelle, aber dennoch beschauliche Seifenkistenrennen im September gilt schon als Spektakel. Besonders romantisch wird es in den Herbst- und Wintermonaten. Dann, wenn der Nebel um das im 13./14. Jahrhundert erbaute Schloss wabert, das sich in Privatbesitz befindet und das man leider nicht besuchen kann.

Dafür gibt es vom über 1000 Jahre alten Mühlenturm, den man gegen eine Gebühr von 50 Cent besteigen darf, eine kleine, aber feine Aussicht, entweder in Richtung Köln oder zum Beispiel einfach hinunter ins Dorf. Diesem Charme, diesem Blick kann man sich kaum entziehen. Wenn die Tage kurz sind, sind die Abende im Alten Brauhaus Gaststätte Vennen am alten Marktplatz am gemütlichsten. Hier kann man sich bei bürgerlicher Küche und einem Gläschen ‚Liedberger Kirsch‘ stärken. An der Schlossstraße 21 gibt es am Liedberger Burghof im hauseigenen Hofladen ganzjährig frisches Obst aus Eigenproduktion. Beliebter Anlaufpunkt ist noch der Sandbauernhof Am Markt 10, ein wunderbarer Fachwerk-Bauernhof, der heute Austragungsort für kleinere Ausstellungen oder Konzerte ist.

Man kann es nicht anders sagen, aber Liedberg ist vielleicht kein Freizeitpark voller touristischer Attraktionen. Zum Glück. Denn Liedberg ist ein Märchendorf, aus der Zeit gefallen. Und das direkt vor unserer Haustür.

mle