Nicky Gebhard aus Mönchengladbach ist einer der gefragtesten Schlagzeuger – und hat seiner Wahlheimat auch als Musikpädagoge einen nachhaltigen Stempel aufgedrückt.
Als der große Jimi Hendrix im Januar 1969 für ein Konzert nach Münster kommt, beschließt Jorg Niklas (‚Nicky‘) Gebhard gemeinsam mit einem Freund: Da müssen wir hin! Das Problem: Der erst 16 Jahre junge Gebhard wohnt in Dortmund. Ohne die Eltern zu fragen, trampen die beiden zum Konzert, verbringen die Nacht auf dem Bahnhof und kehren erst am nächsten Tag wieder zurück. Er bekommt eine Menge Ärger und drei Wochen Hausarrest, ist aber von dem Konzert und insbesondere von Drummer Mitch Mitchell geflasht. Gebhard beschließt: Ich will Profi-Musiker werden, und zwar Schlagzeuger! Exakt ein halbes Jahrhundert später blickt er auf eine sehr erfolgreiche musikalische Vita zurück: Berufsmusiker, Musikpädagoge, Musikjournalist, Buchautor – der Drummer aus Leidenschaft hat die Musik und insbesondere seine Wahlheimat Mönchengladbach nachhaltig geprägt und seinen Plan in die Tat umgesetzt. Doch der Reihe nach.
Nachdem Gebhard in diversen Dortmunder Bands schon vorher als Roadie oder Lichttechniker die Szene sondiert hatte, wird er schnell auch als Musiker interessant. Zunächst bringt ihn der Dortmunder ‚Blues-Papst‘ Günther Boas in seiner Band als Drummer unter, danach beginnt seine Profikarriere in der Band Zoppo Trump. 1972 zieht er nach Mönchengladbach, da die Kult-Rockband Wallenstein einen neuen Mann am Schlagzeug braucht. Da hat er sich längst von Konzerten in kleinen Clubs und Schul-Aulen emanzipiert, Wallenstein spielt europaweit in Hallen, meist vor mehr als 1.000 Leuten. Er bleibt vier Jahre bei Wallenstein, nimmt später drei Solo-CDs mit internationalen Stars wie Bill Evans (Miles Davis), Steve Lukather (Toto) und Steve Stevens (Billy Idol) auf, ist Stammgast auf vielen internationalen
Drummer-Meetings und arbeitet mit zahlreichen Bands – live und im Studio.
„Ich wusste aber früh, dass ein zweites Standbein nicht schlecht wäre, um nicht in einer Top 40 Band zu versauern“, blickt Gebhard zurück. Er schließt ein Musikpädagogik-Studium ab und beginnt schnell, Mönchengladbach einen nachhaltigen kulturellen Stempel aufzudrücken. Er installiert an der städtischen Musikschule die Jazz- und Rock-Abteilung, das Percussion-Ensemble, später den Groove Chor und die Groove Bigband. Zudem gründet und leitet er 20 Jahre lang das Groove Institut (heute: Groove Musikschule). „Ich habe meist drei Jobs parallel gemacht“, sagt Gebhard, der stolz darauf ist, nahezu jeden der bekannten Drummer aus der Umgebung selbst unterrichtet zu haben.
Seine Musikschule hat er vor Kurzem in jüngere Hände übergeben, auch um sich vermehrt dem widmen zu können, womit alles angefangen hat: selbst Musik zu machen und die Welt zu bereisen. Wenn irgendwo ein guter Drummer gebraucht wird, hilft Gebhard, der sich mehrmals die Woche im Return Sportpark fit hält, auch heute noch gerne mal aus. Mit seinen eigenen Bands, Gee Fresh und Grand Jam Experience, tourt er zudem regelmäßig durch Deutschland. Nur in Mönchengladbach tritt er selten auf. Woran das liegt? Gebhard zuckt mit den Schultern: „Vielleicht ist das wirklich so, dass der Prophet im eigenen Lande nicht zählt.“
Vor allem Grand Jam Experience ist ein musikalisches Herzensprojekt, und irgendwie schließt sich bei dieser hochkarätig zusammengesetzten Band der Kreis: Denn die Gruppe, die am 29. Juni beim Krefelder Jazzkeller Open Air einen ihrer nächsten Auftritte hat, interpretiert die Songs seines ersten großen Idols Jimi Hendrix. Manches Mal wird er an ihn denken und an den großen Mitch Mitchell, mit dem er sogar gemeinsam gejammt hat und bis zu dessen Tod befreundet war. mle