Joachim Potrykus und Holger Joseph sind Geschäftsleute in verantwortungsvoller Position. Die beiden Mönchengladbacher haben im Laufen einen Ausgleich gefunden – darüber hinaus neue Freunde und ein großes Ziel: den Hamburg-Marathon.
Herr Potrykus, wir schätzen, dass Sie als Geschäftsleiter des Mönchengladbacher Handelshofs auch schon mal auf eine 60-Stunden-Woche kommen. Ähnliches gilt für Sie, Herr Joseph, als Geschäftsführer der Joseph Computer + Service GmbH. Wie wichtig ist es dann für Sie, dass Sie mit dem Laufen ein Hobby gefunden haben, in dem Sie sich auspowern können?
Joachim Potrykus Sehr wichtig, das Laufen ist zum Ausgleich geworden. Nach 15 Jahren Handball habe ich lange Zeit keinen Sport gemacht. Und als die Sakko-Größe irgendwann von 50 bei 54 angekommen war, wollte ich wieder etwas tun. Meine Frau hatte die Idee, zu laufen. Und das ist großartig. Dabei kann man abschalten, den Kopf freibekommen und an der Natur teilhaben. Als Läufer ist man der Erste, der die Schneeglöckchen sieht und die ersten Krokusse. Man riecht die Natur.
Holger Joseph Das Gute am Laufsport: Nach ein paar Kilometern ist da nur noch – laufen. Natürlich kann man sich den Arbeitstag ‚rauslaufen‘, aber was ich am meisten schätze, ist die Stille. Ich genieße das sehr.
Sie beide haben sich durch das ‚Fit für 10‘-Projekt der Rheinischen Post, der Stadtsparkasse und der NEW für das Laufen begeistern können, bei dem es darum ging, die 10-Kilometer-Distanz souverän zu absolvieren. Sie haben sich von diesem Sport anstecken lassen – und starten am 26. April beim großen Hamburg-Marathon.
Holger Joseph Einen Marathon zu laufen, ist eines meiner persönlichen Lebensziele, ich freue mich schon sehr darauf, es ist nach vielen Halbmarathons mein erster. Dementsprechend heißt mein Ziel auch ’nur‘: ankommen. Und das würde in meinem Fall ja automatisch persönliche Bestzeit bedeuten … Aber schneller als fünf Stunden sollte es am Ende schon gerne sein – in jedem Fall aber will ich die Ziellinie vor der Kehrmaschine passieren.
Joachim Potrykus Ich bin meinen ersten Marathon 2010 gelaufen, von da an war es in jedem Jahr eigentlich immer einer im Frühjahr und einer im Herbst. Außer im vergangenen Jahr – da lag der Fokus eher auf privaten Feierlichkeiten – die Silberhochzeit sowie der 50. Geburtstag meiner Frau. Mit ihr möchte ich den Hamburg-Marathon auch gemeinsam laufen, ohne Zeitziel, ganz gemütlich und mit Sightseeing. Das haben wir schon 2013 in Berlin so gemacht. Unter den Linden aufs Brandenburger Tor zuzulaufen – da bekommt wohl jeder Läufer Gänsehaut.
Natürlich läuft niemand einen Marathon aus dem Stegreif. Wie bereiten Sie sich auf die 42,195 Kilometer lange Strecke vor?
Joachim Potrykus Der Viersener Sportmediziner Dr. Michael Fritz, der auch beim Projekt ‚Fit für 10‘ mitgearbeitet hat, hat einen Trainingsplan für den Marathonlauf entwickelt und ihn unter marathonteam-online.de zum kostenlosen Download online gestellt. Er ist so etwas wie unser ‚Lauf-Guru‘, und gemeinsam mit Mit-Organisator Hans Schümmer bereitet sich hier ein rund 100 Personen starkes Laufteam auf diverse Wettkämpfe vor.
Holger Joseph Für mich sind die Pläne von Dr. Michael Fritz auch maßgeblich. Wir bereiten uns mit dem Lauftreff Wickrath darauf vor, laufen mit bis zu 80 Personen in unterschiedlichen Tempogruppen samstags- oder sonntagsvormittags zwischen 15 und 34 Kilometer. Dazu kommen zwei bis drei kürzere, aber intensive Einheiten in der Woche – nur so stellt sich ein Trainingseffekt ein.
Wo läuft es sich in Mönchengladbach am schönsten?
Joachim Potrykus Kurze Runden laufe ich gerne im Volksgarten. Ansonsten an der Niers entlang bis Süchteln und zurück. Oder vom Haus Waldfrieden aus durch den Hardter Wald nach Wegberg und retour.
Holger Joseph Man erlebt durch das Laufen die Heimat aus einer ganz anderen Perspektive. Ich wohne jetzt seit beinahe 50 Jahren in Mönchengladbach. Durch das Laufen entdecke ich immer noch viele Straßen und Wege neu und lerne viele nette und interessante Leute kennen.
Joachim Potrykus Das stimmt. Der Kontakt unter Läufern ist sehr einfach und offen, Läufer sind untereinander per Du. Es bilden sich echte Freundschaften. Ich finde das toll: Jeder Läufer trägt einfach nur Laufschuhe, ein Shirt und eine Hose – egal, ob er Arzt ist,
Kriminalkommissar oder was auch immer. Keine Uniform, keine Robe – Läufer sind alle gleich und begegnen sich auf Augenhöhe.
Holger Joseph Vor allem lernt man bestimmte Charaktere kennen. Es ist eben nicht jedermanns Sache, am Wochenende bei Wind und Wetter morgens um 8.30 Uhr am Treffpunkt zu sein und nicht im warmen Bett. Menschen, die laufen, sind diszipliniert, haben Durchhaltevermögen und suchen die Herausforderung. Und dann gibt es diese tollen Momente nach den längeren Trainingsläufen. Dann gehen am Parkplatz die Kofferräume auf, Klapptische werden aufgestellt. Der eine hat eine Kanne Tee oder Kaffee, der andere etwas Obst oder Kuchen dabei. Dann steht man noch einige Minuten in geselliger Runde beisammen und plaudert über das Erlebte.