Zwei Freundinnen, eine aus dem Norden, eine aus dem Süden, schaffen einen rund 500 Kilometer langen Wanderweg, um sich näher zu sein: den Pieterpad
Ach, Toos und Bertje! 1978 war es, als die beiden Freundinnen von einem Wanderurlaub im Schwarzwald zurückgekommen sind und sich inspiriert von der ausgeschilderten Strecke gedacht haben: So etwas möchten wir auch bei uns in den Niederlanden haben! Und zwar genauer gesagt einen Weg, der die Wohnorte der beiden verbindet: Also gingen Toos Goorhuis-Tjalsma aus Tilburg im Süden des Landes und Bertje Jens aus dem nördlich gelegenen Groningen einfach los und planten, fünf Jahre lang. Fernab der großen Straßen. Je kleiner und gemütlicher, desto besser, egal ob befestigter Weg oder unbefestigter. Ein langer Weg, der dennoch die Distanz der beiden Freundinnen zueinander verringern soll. Exakt auf der Mitte der Strecke, also genau zwischen den Wohnungen von Toos und Bertje, wurde der Wanderweg 1983 eröffnet, am Kastell des Örtchens Vorden.
Der Name des Wanderwegs war schnell gefunden: Pieterpad – also Pieter-Pfad, benannt nach dem Startort Pieterburen an der Nordgroninger Wattenküste, und Sint Pietersberg, südlich von Maastricht (oder umgekehrt, natürlich). Der Weg, den die beiden Freundinnen erarbeitet haben, ist in leicht modifizierter Form heute ein populärer Wanderweg, wenn man so will beinahe einmal quer durch die Niederlande. Wie weit man an einem Tag laufen möchte, das bestimmt jeder selbst – schließlich gibt es auf der Wegstrecke überall Pensionen, Hotels und natürlich Campingplätze. Verlaufen kann man sich angesichts der weiß-roten Markierungsschilder kaum, ebenso helfen Wanderkarten und natürlich auch GPS-Routen.
Auf rund 500 Kilometern schlängelt sich der Pieterpad durch eine Vielzahl unterschiedlicher Landschaften, abwechslungsreicher Natur und Kultur, die Strecke ist unterteilt in 26 Etappen mit einer Länge zwischen 15 und 22 Kilometern. Jede Etappe beginnt und endet an Orten, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind. Das hilft sehr, auch weil wohl die allermeisten die Strecke nicht in einem Rutsch wandern.
Und so erlebt man auf diesem Fernwanderweg verschiedenste Landschaften: die Sandböden von Drenthe mitten im ehemals ausgedehnten Moor, den ruhigen Nationalpark Sallandse Heuvelrug mit der letzten Auerhahn-Population des Landes, das pittoreske Achterhoek im Gelderland, das Montferland und schließlich entlang der Maas auch das große, abwechslungsreiche Limburg. Dabei passiert man bei Emmerich für wenige Kilometer kurzzeitig auch die deutsch-niederländische Grenze. Auf dem letzten Wegstück geht es von Sittard nach Valkenburg und von dort ins wunderschöne Maastricht. Ehe man auf dem Sint Pietersberg am Ziel ankommt, auf einer für niederländische Verhältnisse stolzen Erhöhung von 109 Metern. Toos und Bertje leben nicht mehr, ihre Idee eines verbindenden Weges hingegen wohl ewig.
Sven Platen