Sie ragen aus karger vulkanischer Umgebung in den Himmel, ihre Rücken sind den starken Passatwinden vom Meer zugewandt. Jeweils in Reihe sind mehrere von ihnen aufgestellt. Die riesigen, in Stein gehauenen ‚Moai‘ gehören zu den rätselhaftesten Skulpturen der Menschheitsgeschichte. Sie sind die Wahrzeichen der ‚Osterinsel‘ im Pazifik, die insbesondere wegen dieser Skulpturen zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Politisch wird das Eiland Chile zugerechnet, geografisch gehört es zu Polynesien – eine jener Inseln, die mit dem Namen eines hohen christlichen Feiertages geschmückt wurden. Kurz vor Ostern stellen wir diese und einige andere Reiseziele dieser insularen Sondergattung bei einer Tour durch die Festtagstermine vor.
 
Ostern
Etwa 6.000 Menschen leben im subtropischen Klima der lediglich mit Gras und wenigen Eukalyptus- und Palmbäumen bewachsenen Osterinsel. Von den Einheimischen wird sie Rapa Nui oder Isla de Pascua genannt. Die ersten Siedler gaben ihr den Namen ‚Te Pito O Te Henua‘, zu Deutsch ‚Nabel der Welt‘. Diese Bezeichnung ließ sich allerdings durch nichts beweisen. Immerhin gehört die Osterinsel zu den abgeschiedensten Flecken unserer Erde, fünf Flugstunden fern von Santiago de Chile. Pitcairn, die nächstgelegene Insel, ist 2.250 Kilometer weiter westlich zu finden.
Die Insel ist vulkanischen Ursprungs. Die drei Vulkane sind jedoch nicht mehr aktiv. Flüsse oder Bäche gibt es nicht. In den drei größten Kratern haben sich Regenwasser-Seen gebildet. Der größte Vulkankrater, Rano Kau, hat einen Durchmesser von 600 Metern. Es sind aber vor allem die fast 900 einzigartigen Steinskulpturen, die Suchende zu aufwendigen Abstechern vom chilenischen Festland aus veranlassen. Nach dem Stand der Forschung stellen die mächtigen Steinfiguren einstige Würdenträger der jeweils benachbarten Dörfer dar, und die Plätze rund um die Skulpturen gelten als frühere Schauplätze von Trauer- und Beerdigungszeremonien.
Ihren Namen verdankt die Insel ihrem Entdecker, dem niederländischen Forscher Jacob Roggeveen. Am Ostersonntag 1722 hatte er als erster Europäer das Eiland betreten. Genau übrigens in der regenreichsten Zeit des Jahres, die im April und Mai liegt. Wäre Roggeveen im Januar oder Februar gelandet, hätte er dagegen die wärmsten und trockensten Monate erlebt. Aber dann hätte die Insel einen anderen, vielleicht weniger Interesse weckenden Namen erhalten.
Den österlichen Namen allerdings muss sich das ehemalige Rapa Nui mit einer Inselgruppe teilen, die 60 Kilometer vor der australischen Küste liegt. Die dortige ‚Easter Group‘ wurde ebenfalls um Ostern entdeckt – und zwar 1840 von dem Briten John Clements Wickham.
 
Pfingsten
Auf Ostern folgt im Kalender bekanntlich Pfingsten. Die passende Insel trägt den Namen Pfingstinsel (Pentecost-Island) und gehört zu den Neuen Hebriden im Südpazifik. Gemeinsam mit 83 Nachbarn bildet die Pfingstinsel den Inselstaat Vanuatu. Wer diese vulkanisch entstandenen Inseln erkunden will, folgt damit den Spuren einiger der größten Entdecker: Am 3. Mai 1606 erreichte der Portugiese Pedro Fernandez de Quiros die Vanuatu-Insel Espirito Santo. Er glaubte, damit den angeblich ‚verlorenen‘ südlichen Kontinent des Globus gefunden zu haben – und nahm alles bis zum Südpol reichende Land pauschal in Besitz, im Namen des spanischen Königs und der katholischen Kirche. Ihm folgte 1768 der Franzose Louis Antoine de Bougainville – er entdeckte, dass die ‚Südland-Theorie‘ ein Irrtum war und dass man in Wahrheit in einer Ansammlung von Inseln unterwegs war. Der Brite James Cook kam zweimal hier vorbei. Und erst ihm folgten ab 1839 europäische Siedler. Die Inselgruppe erstreckt sich über 1.300 Kilometer. Neben Landwirtschaft und Fischerei etabliert sich der Tourismus allmählich als dritte Säule der Volkswirtschaft.
 
 
St. Maarten
 
Sankt Martin
Der 11. November hat in unserem Kalender gleich zwei Bedeutungen: Einmal als Tag, da der Karneval alljährlich Wiederauferstehung feiert, andererseits als Tag des Heiligen Martin. Dem
verdankt die zweisprachige Insel St. Maarten/St. Martin ihren Namen, die zu den nördlichen Kleinen Antillen in der Karibik gehört. Ihre kuriose Geschichte begann mit spanischen Besatzern. Die wurden 1648 von französischen und niederländischen Kriegsgefangenen vertrieben. Sie teilten das Eiland danach untereinander auf, seither wird im Norden (Saint Martin) Französisch parliert, während der Süden (Sint Maarten) auf Niederländisch kommuniziert. Beide Inselteile mit den Hauptorten  Philipsburg und
Marigot profitieren davon, dass sie zollfreies Einkaufsgebiet sind: Chice Mode-, Schmuck- und Kosmetikshops locken zum Einkauf.
Die putzig bunten niederländisch inspirierten Bauten von Philipsburg gehören zu den Attraktionen der Insel, ebenso die Ruine von Fort Amsterdam aus der Zeit der ersten Siedler. Die Erinnerung  an die Franzosen-Vergangenheit wird in den Ruinen des Fort du Marigot bewahrt, außerdem in der über zwei Hektar großen ‚Plantation Mont Vernon‘, einer Plantage aus dem Jahr 1786. Inmitten eines herrlichen Parks sind hier Gewürz-Gärten, Baumwollplantagen und Anpflanzungen von Kaffee, Maniok, Tabak, Mais und Zuckerrohr zu bestaunen.
 
Weihnachten
Natürlich gibt es auch Weihnachtsinseln – genau zwei auf dem Globus, die erste liegt im Indischen Ozean zwischen Australien und Indonesien, die andere ist ein Atoll im Pazifik, gelegen südlich von Hawaii.
Touristisch in Maßen spannend ist vor allem das Eiland vor Australien. Zwar leben auf der Weihnachtsinsel lediglich 1.400 Menschen, darunter jeder Dritte in der Hauptstadt Flying Fish Cove. Immer im November, mit Beginn der Regenzeit, kommt die Hauptattraktion der Insel in Bewegung. Es sind die roten Weihnachtsinsel-Krabben, die es nur hier und auf den Kokosinseln gibt. Im November wandern die geschlechtsreifen Tiere zur Küste, um sich zu paaren. Die Eier werden dann im Meer abgelegt. Auch Weißbauch-Fregattvögel gehören zu den heimischen Tierarten, die ausschließlich auf der Weihnachtsinsel brüten. Auch 16 der 200 existierenden Pflanzenarten sind nirgends sonst zu entdecken. Daher gilt die Weihnachtsinsel auch als ‚Galapagos des Indischen Ozeans‘.
 
Peter Lamprecht