Wir kennen Ihre Freunde nicht – aber wir wissen, wer bei Ihrem BBQ-Abend erscheinen wird.
Der nervige Beobachter
„Ich würde die Steaks langsam mal umdrehen.“ „Fisch nur mit indirekter Hitze grillen.“ „Mit Bier ablöschen ist eigentlich nicht so gut.“ Wo ein Grill steht, an dem jemand Fleisch dreht und wendet, ist meistens eine zweite Person nicht weit, die beobachtet und kommentiert. Lieber Gas oder Kohle? Dutch Oven oder Smoker? Der nervige Beobachter referiert problemlos. Er weicht dem ‚Chef‘ nicht von der Seite, auch nicht, als alle Gäste erstmal versorgt sind – vielleicht holt dieser sich mal ein Getränk und gibt die Zange wenigstens für ein paar Minuten ab …
Der Feinschmecker
Das Fleisch holt er korrekterweise beim Bio-Bauern. An der perfekten Chili-Honig-Marinade hat er jahrelang gefeilt und das wirklich gute Fleisch schon Stunden vorher vorbildlich eingelegt. Er muss dann allerdings beobachten, wie sein gesamtes Gut mit dem der anderen auf einem großen ‚Fleisch-Teller‘ landet, das eigene Vorzeige-Steak schließlich auf dem Teller eines anderen und beißt traurig in eine semi-verkohlte Bratwurst, die am Ende übrigbleibt.
Der Alibi -Einkäufer
„Ich bringe Baguette und Kräuterbutter mit“, schreibt er in die schnell gegründete WhatsApp-Gruppe ‚Grillen und Chillen‘. Nicht, weil alle anderen Lebensmittel schon aufgeteilt sind. Sondern weil der Kasten Bier zu schwer, das Fleisch zu teuer und die Salate zu zeitaufwendig sind.
Der Chef
Die ganze Zeit am Grill stehen, während die anderen gemütlich sitzen und sich unterhalten. Das Gargut beobachten und wenden und das alles direkt am Feuer, schweißgetränkt. Irgendjemand muss diesen Job ja machen. Und verrückterweise gibt es immer jemanden, der sich genau um diesen Job reißt. Denn wer mit der Zange in der rechten und dem Bier in der linken Hand am Grill steht, hat das Kommando und die Macht. Schönster Moment für ihn: Alle haben was auf dem Teller, der Grill-Meister sagt: „Esst ihr schon mal“ und bereitet in aller Ruhe den zweiten Durchgang vor.
Der Ungeduldige
Er hat das Mittagessen ausfallen lassen, damit er abends auch genug Appetit aufs Grillen hat. Ist allerdings enttäuscht, dass die Würstchen noch nicht fertig sind, als er überpünktlich erscheint. Er fragt alle fünf Minuten, wann es losgeht, stirbt beinahe vor Hunger und überfrisst sich schließlich am Baguette.
Die Gastgeberin
Während der Grill-Meister alle Argumente auf seiner Seite hat, nur stoisch stehen zu bleiben und den ganzen Leckereien beim Brutzeln und Garen zuzuschauen, kommt der Gastgeberin (ja, an solchen Abenden herrscht meist eine ‚klassische‘ Rollenverteilung) oft die Rolle der gestressten Allzweckwaffe zu.
Der Vegetarier
Längst ist der Vegetarier beim Grillen kein Außenseiter mehr, immer mehr Menschen leben ohne Fleisch. Den Respekt auf dem Rost verdient er sich aber weniger durch Tofu-Würstchen oder sonstige Fleisch-Imitate, sondern eher durch köstlichen Halloumi-Käse oder bunte Gemüse-Kartoffel-Spieße, die jeder mal probieren möchte. Daher bleibt für den Vegetarier selbst am Ende meist nicht viel übrig.
Sven Platen