Geschichten gehören zum Leben von Nicole Jungbluth, seit sie ein Kind war. Schon ihre Oma hat für sie immer kleine Geschichten selbst erfunden und erzählt. Eine Tradition, die ihre Mutter und sie selbst fortgeführt haben. Nun möchte sie einen Schritt weiter gehen und eine kleine Buchreihe veröffentlichen.

Ihr älterer Enkel kann zwar noch nicht lesen, aber was in dem kleinen Buch mit dem Wurm auf dem Titelbild steht, weiß er ganz genau. Wenn der Vierjährige und sein zweijähriger Cousin bei Oma Nicole zu Besuch sind, dann ‚liest‘ der Große dem Kleinen aus den Büchern vor, die ihre Oma für die Kinder gebastelt hat. Lesen ist für Nicole Jungbluth ein wichtiger Teil des Lebens. „Mit dem Lesen lernen Kinder auch das Sprechen besser und bekommen einen größeren Wortschatz“, beobachtet sie bei ihren Enkeln. Aber neben den vordergründig pädagogisch wertvollen Argumenten für das Lesen sind da ja auch noch die angenehmen Begleiterscheinungen, die mindestens genauso wertvoll sind: die neuen Welten, in die man eintaucht, die angeregte Phantasie und der hohe Kuschelfaktor, der oft zum Vorlesen gehört.

Wie ihre Enkel heute und zuvor ihre beiden Kinder, hat es auch Nicole Jungbluth geliebt, wenn ihre Oma ihr Geschichten erzählt hat. „Aber Kinder möchten die Geschichte immer exakt so hören, wie sie sie kennen. Wort für Wort“, sagt sie. „Die merken sofort, wenn man etwas verändert.“ Um Protesten vorzubeugen, hat sie ihre kleinen Märchen aufgeschrieben, illustriert und zu kleinen Büchern gemacht. Drei Stück sind es geworden, die von einem Wurm erzählen, der sein Glück findet. Nachdem sie gesehen hat, wie ihre Kinder und Enkel diesen lieben, würde sie gerne eine frühere Idee aufgreifen und die Geschichten mit einem Verlag herausbringen. „1994 hatte ich schon einen Partner dafür gefunden und auch einen Vertrag bekommen“, erzählt sie. Aber noch bevor sie ihre Unterschrift darunter setzen konnte, meldete dieser Verlag Insolvenz an. „Dabei hätte eine Versicherung die gesamte erste Auflage gekauft, weil die Mitarbeiter die Geschichten so toll fanden“, erzählt die Autorin. Nun möchte sie einen zweiten Anlauf nehmen und sucht wieder einen Verlag für ihre Kinderbücher.

Mit dem Vorlesen ist Nicole Jungbluth auch auf ein anderes Genre gekommen: die Büttenrede. „Wenn man vorliest, dann muss man das lebendig machen, Stimmlagen wechseln und Geräusche imitieren“, findet sie. Diese Lebendigkeit gehört auch in die Büttenrede. 20 Jahre ist sie mit ihrem Mann in Waldniel in die Bütt gegangen, hat Sketche aufgeführt und Reden gehalten. Auch da ist mit den Jahren eine stattliche Sammlung zusammen gekommen, die die Waldnielerin in einem Ordner gesammelt hat. Meist handelt es sich um Alltagssituationen wie die wöchentliche Schnäppchenjagd beim Einkauf oder im Familienleben. Eine Inspirationsquelle, die andere gut nutzen könnten, findet Nicole Jungbluth. „Als ich angefangen habe, habe ich ein Buch über Büttenreden gesucht und nichts Passendes gefunden“, erinnert sie sich. „Die Sammlung könnte man in einem Heft oder Buch herausbringen, als Anregung für Redner, die auf Familienfesten oder Feiern etwas vortragen möchten.“ Auch dafür sucht sie gerade einen passenden Verlag.

Garnet Manecke