Wenn von den ‚Big Five‘ die Rede ist, dann denkt man schnell an den Kruger National Park in Südafrika oder an Löwe, Elefant, Nashorn, Schwarzbüffel und Leopard. Diese majestätischen Tiere in ihrer natürlichen Umgebung einmal live zu sehen, steht bei vielen Menschen auf der To-Do-Liste und gehört vermutlich zu den Dingen, die man – wenn überhaupt – nur einmal im Leben macht.

Dass es die ‚Big Five‘ auch vor unserer Haustür zu bestaunen gibt, ist ganz sicher auch mit einem Augenzwinkern zu bewerten. Der Naturpark Schwalm-Nette lädt regelmäßig zu Fahrradtouren durch sein insgesamt 435 Quadratkilometer großes Terrain, eine davon lautet eben ‚Fahrradtour durch die Big Five‘. Die Tiere, die es da zu bestaunen gibt, klingen mit Ziegenmelker, Blaukehlchen oder Heidelerche vielleicht nicht ganz so spektakulär, sind es, wenn man sich eingehender mit ihnen beschäftigt, aber eben doch.

Es muss nicht immer Südafrika sein, einen tollen Nachmittag in atemberaubend schöner Natur, bei dem man in abwechslungsreichem Lebensraum wunderbare Reptilien und Vögel beobachten kann, gibt es auch hier bei uns direkt um die Ecke. Es gibt viele wunderbare Naturschutzgebiete direkt zwischen Mönchengladbach und der deutsch-niederländischen Grenze. Jürgen Richterich vom NABU Niederkrüchten/Schwalmtal etwa empfiehlt den Borner See und Kranenbach. Hier und heute soll es aber um die ‚Big Five‘ vom linken Niederrhein gehen, die wir gemeinsam mit dem Naturpark SchwalmNette vorstellen.

1. Elmpter Schwalmbruch

Wasser, Heide, Wald und Moor-Seen – manchmal braucht Schönheit einfach nicht viel. Das zu jeder Jahreszeit wunderschöne und abwechslungsreiche Naturschutzgebiet Elmpter Schwalmbruch lässt sich am besten über einen der drei ausgeschilderten Wanderwege erkunden. Die ‚blaue Route‘ führt auf 6,5 Kilometern quer durch das facettenreiche Gebiet mitsamt seinen botanischen Kostbarkeiten in naturnaher Auenlandschaft. Höhepunkt einer jeden Wanderung ist der Aussichtsturm in der größten Wacholderheide des linken Niederrheins. Zentrum des 296 Hektar umfassenden Naturschutzgebietes ist ein großes Moor. Ansonsten sorgen die Wege entlang an Erlenbruchwäldern und von Schafen beweideten Heideflächen für eine wunderschöne malerische Atmosphäre in einem der ältesten und bedeutendsten Naturschutzgebiete Nordrhein-Westfalens.

2. Brachter Wald

Abenteuerlich und abwechslungsreich – so lässt sich das rund 1.250 Hektar große Naturschutzgebiet Brachter Wald beschreiben. Einst nach dem Zweiten Weltkrieg als Munitionsdepot der britischen Rheinarmee eingerichtet, entstand dort im militärischen Sperrgebiet in aller Ruhe auf nährstoffarmen Flugsandböden eine einzigartige Heidelandschaft mit seltener Tier- und Pflanzenvielfalt. Seit 1996 ist das Gebiet offen. Besucher bekommen einen spannenden Mix zu sehen: Die militärische Nutzung ist teils noch erkennbar, so sind diverse Bunker und Befestigungsanlagen noch sichtbar. Aber längst hat sich die Natur größte Teile des Areals zurückgeholt und bietet seltenen Pflanzen und verschiedenen Tieren einen wunderschönen ruhigen Lebensraum. Ob Wildpferde, Galloway-Rinder und Damwild, ob Feldlerche, Graue Glockenheide oder diverse Pilzsorten – im Gebiet findet sich ein erstaunlich großer Artenreichtum: Über 600 Arten, von denen viele stark gefährdet sind, wurden im Depot nachgewiesen. Übrigens: Auch Fahrradfahrer kommen auf den vielen asphaltierten Wegen auf ihre Kosten.

3. Lüsekamp und Boschbeek

Schon mal was von Lämmersalat gehört? Oder vom Zwerg-Igelkolben? In den Naturschutzgebieten Lüsekamp und Boschbeek direkt am deutsch-niederländischen Grenzwall westlich von Elmpt zwischen Roermond und Niederkrüchten gelegen, finden sich unterschiedlichste Pflanzenarten und Tiere. Der größte MoorBirkenwald von ganz Nordrhein-Westfalen hat wegen des häufigen Vorkommens von Blaukehlchen, Ziegenmelker und Heidelerche eine große Bedeutung, auch der Schwarzspecht brütet hier. Diese Tiere lassen sich an der Vogelbeobachtungshütte im Lüsekamp entdecken, hierzu ist es empfehlenswert, ein Fernglas mitzunehmen. Außerdem ist hier eine der größten Kreuzotterpopulationen im deutschniederländischen Grenzgebiet heimisch, auch Dachse und Wildschweine leben ebenfalls hier. Die abwechslungsreiche, insgesamt 255 Quadratmeter große Landschaft direkt an der Grenze zum Naturpark De Meinweg auf niederländischer Seite lädt zu ausgedehnten Wander- und Fahrradtouren ein – zum Beispiel auf dem Rundweg um das Gebiet herum.

4. Dilborner Benden

62 Hektar groß und seit 20 Jahren unter Naturschutz, ist das südlich von Brüggen zwischen dem Schwalmweg in Overhetfeld und der Burg Brüggen im Osten gelegene Naturschutzgebiet Dilborner Benden entlang der Schwalm ein schöner Geheimtipp für Wanderer und Naturfreunde. Hasen, Rehe und sogar Biber fühlen sich hier wohl, und laut Jürgen Richterich vom NABU Niederkrüchten/Schwalmtal gibt es berechtigten Anlass zur Hoffnung, dass bald auch der Fischotter hier ein Zuhause findet. Die Elmpter Kapelle in Overhetfeld, das kleine Wasserschloss an der Auenlandschaft der Schwalm und das schöne Schloss Dilborn mitsamt Schlosspark und Spielplatz sind sehenswerte Abwechslungen.

5. Elmpter Bach

Das Naturschutzgebiet Elmpter Bach fristet zwischen den touristisch aufgewerteten Gebieten Brachter Wald, Elmpter Schwalmbruch und Lüsekamp/Boschbeek ein wenig ein Schattendasein. Dabei hat das knapp 40 Hektar große Gebiet zwischen Brüggen und Elmpt-Steinkenrath einiges zu bieten, unter anderem einen rund 3,5 Kilometer langen Wanderweg durch schattenspendende Baumbestände – ein typisches Stück niederrheinischen Auenwald.

mle