Nach den Weihnachtstagen kehrt Ruhe ein, bevor zu Silvester nochmals kurz großer Trubel die Stille unterbricht. Die Zeit zwischen dem ersten Weihnachtstag und dem Feiertag Heilige Drei Könige ist von jeher sagenumwoben. Früher gaben die Rauhnächte allerlei Stoff für gruselige Geschichten und Rituale her. Manche davon werden auch heute noch gepflegt.
In einer Zeit, in der man bei Einbruch der Dunkelheit nicht einfach den Lichtschalter betätigen konnte, war der Winter eine sehr dunkle Zeit. Bis zur Wintersonnenwende, die in diesem Jahr auf den 23. Dezember fällt, werden die Nächte immer länger. Der kürzeste Tag im Jahr hat gerade mal acht Stunden. Als die Menschen noch ohne Elektrizität durch das Leben gingen, saßen sie im Winter vor allem im Dunkeln. Die einzigen Lichtquellen waren das Feuer im Kamin und Kerzen.
Auf dem Land ruhte die Arbeit weitestgehend, weil auf den gefrorenen Feldern nichts zu tun war. Die Menschen kamen zur Ruhe und hatten Zeit, sich gegenseitig Geschichten zu erzählen. Wenn es draußen dunkel ist, der Wind um das Haus heult, die Holzbalken und -türen im Haus knarzen und es sehr kalt ist, liegt der Gedanke, dass Dämonen und böse Geister am Werk sind, nahe.
Besonders die Rauhnächte vom 25. Dezember bis zum 6. Januar galten als Zeit böser Geister, die den Menschen an den Kragen wollten. Um ihnen keine Chance zu geben, sich in Haus und Hof festzusetzen, wurde an diesen Tagen keine Wäsche gewaschen. Denn man glaubte, dass sich die Geister sonst in der aufgehängten Wäsche verfangen würden. Für die Bewohner ein schlechtes Omen, sollte dann doch das Hemd zum Leichenhemd für einen unter ihnen werden.
Der Brauch, in der Weihnachtszeit bis zum 6. Januar nicht zu waschen, wurde in vielen Haushalten bis weit in die moderne Zeit eingehalten. Sogar heute hört man vielfach, dass es Unglück bringe, in dieser Zeit die Maschine laufen zu lassen.
Aber nicht nur für das Unglück sind die Tage ‚zwischen den Jahren‘ eine gute Zeit – auch das Glück soll jetzt für Sonderwünsche sehr empfänglich sein. Warum also nicht folgendes Ritual einmal ausprobieren: Am Tag der Wintersonnenwende werden auf 13 Zettel je ein Wunsch für das kommende Jahr geschrieben. Die Zettel zusammenfalten, sodass die Schrift nicht mehr zu sehen ist. Ab dem 25. Dezember an jedem Abend während der Rauhnächte einen Zettel verbrennen. Am Ende bleibt ein Zettel übrig. Um die Realisierung dieses Wunsches muss man sich selbst kümmern, den Rest übernimmt das Schicksal.
Garnet Manecke