Wer duscht, will, dass es schnell geht. Wer badet, nimmt sich Zeit zum Entspannen. Das ist auch der Unterschied zwischen einem Wald – spaziergang und Waldbaden. Naturführerin Nadine Eiben bringt Menschen wieder mit der Natur in Verbindung. Wer sich darauf einlässt, gewinnt neben innerer Ruhe auch einen neuen Blick auf Flora und Fauna.

Vorsichtig hebt Nadine Eiben den Regenwurm mit einem Stöckchen vom Boden auf. Dass Regenwürmer eine Vorliebe für Regen haben, ist ein Gerücht. Normalerweise würde der Wurm gar nicht den Weg über den Schotterplatz am Hardter Wald suchen. Aber Dauer – regen hat im Boden seine Röhren mit Wasser geflutet. Um nicht zu ertrinken, kommt er an die Oberfläche. Wusste früher jedes Kind, ist heute aber Wissen, das man nicht mehr vor – aussetzen kann

„Es gibt so viel, was vor unserer Nase passiert und Du weißt es nicht“, sagt Nadine Eiben. „Vor allem unter der Erde. Es gibt in der Natur keinen Müll, alles wird verwertet.“ Was so passiert im Wald hat die Mutter von drei Kindern bei Deutschlands bekanntestem Förster Peter Wohlleben gelernt. „Das Ökosystem Wald hat mich fasziniert“, sagt Eiben über ihren Entschluss, eine Ausbildung als Waldführerin zu machen.

Ursprünglich kommt sie aus der Betriebswirtschaft: In Unternehmen hat sie ihr Geld in den Bereichen Finanzen, Personal und Qualitätsmanagement verdient. Nach einem Unternehmensverkauf hat sie sich entschlossen, „etwas Sinnvolles“ zu machen. Beim Naturschutzbund (NABU) machte sie eine Ausbil – dung zur Naturtrainerin. „Das hat mich so gepackt“, sagt sie. So fing alles an

Heute bietet sie Waldführungen für Kinder und Erwachsene an, geht in Schulen und Kindergärten, zeigt, welche Vögel im Wald wohnen, welche Tiere und Kräuter man entdecken kann und wie man hier Ruhe findet – zum Beispiel beim Waldbaden.

Es ist die Entdeckung der Langsamkeit, die das Waldbaden auszeichnet. Die Schritte werden ganz bewusst langsam gesetzt. In der Summe ist die Strecke, die Waldbadende in drei Stunden zurücklegen, überschaubar. Oft wird an – gehalten für Atemübungen oder für Übungen, bei denen die Perspektive gewechselt wird: in die Ferne schauen und dann den Blick direkt vor die Füße senken

So sieht man die Käfer und Würmer, zarte grüne Sprossen zwischen den braunen Blättern und die Maus, die über den Weg huscht. Selbst für den Geschmackssinn gibt es etwas. Nadine Eiben hat frische Fichtennadeln mitgebracht, die mit geschlossenen Augen verkostet werden. Die Konsistenz erinnert an Rosmarin, der Geschmack hat eine leicht zitronige Note. Auch das lernt man im Wald.

Garnet Manecke

www.waldmenschnatur.de