Nach den trubeligen Feiertagen sind Januar und Februar mit ihren frostigen Temperaturen eher stille Monate. Die Welt liegt noch im Winterschlaf und sammelt Kraft für das Frühjahr. Der Mensch zieht sich in warme Räume zurück. Die perfekte Zeit für ein gutes Buch. Ältere, die noch ohne Internet aufgewachsen sind, wissen um die Anziehungskraft bedruckter Seiten zwischen zwei Deckeln. Jüngere entdecken sie gerade wieder.

Das leise Knarzen beim ersten Öffnen des Buchdeckels, der sanfte Geruch des Papiers und das angenehme Gefühl, wenn man den Schutzumschlag des Buches berührt: Schon bevor man überhaupt das erste Wort gelesen hat, ist das Lesen eines Buches eine sinnliche Erfahrung. Das entdecken jetzt auch wieder vermehrt junge Leute. „Wir beobachten, dass das Genre Young Adult sehr nachgefragt ist“, sagt Iris Degenhardt von der gleichnamigen Buchhandlung. „Über die sozialen Medien tauschen sich die jungen Menschen aus. Besonders Erstauflagen sind beliebt.“

Das liegt zum einen an den Geschichten, die die Bücher erzählen. Zum anderen aber auch an der Gestaltung der Bücher. Farbschnitte, die ein Muster oder Bild ergeben, wenn man die Bücher nebeneinander stellt, und aufwendig gestaltete Buchdeckel sind Hingucker und machen Appetit auf das Lesen.

Das gilt nicht nur für Bücher, die junge Erwachsene als Zielgruppe haben. Heute verzichten viele Verlage darauf, die Bücher einzuschweißen. Weil die Schutzumschläge dadurch beim Transport anfälliger für Beschädigungen sind, werden auch die oft weggelassen. Die Folge sind kunstvolle Buchdeckel mit Prägungen und anderen Gestaltungselementen.

Das macht schon das Aussuchen der richtigen Lektüre zu einer haptischen Sinneserfahrung. Es gebe durchaus Kunden, die beim Stöbern in den Buchregalen erstmal Buchdeckel und -rücken befühlen. Aber natürlich findet niemand so heraus, ob auch der Inhalt zu den eigenen Vorlieben passt. „Über das Jahr lassen sich etwa zwei Drittel unserer Kunden beraten“, schätzt Degenhardt. Sie sind auf der Suche nach Entdeckungen jenseits der Bestseller-Listen.

Neu entdeckt werden gerade auch die Klassiker: Jane Austen, die Brontё-Schwestern oder Franz Kafka, der im vergangenen Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. „Neue Verfilmungen wecken das Interesse, auch die Bücher zu lesen“, sagt Degenhardt. Dazu tragen auch die sozialen Medien bei. Besprechungen und Präsentationen auf Instagram und Facebook lenken die Aufmerksamkeit auf den entsprechenden Lesestoff. Iris Degenhardt erreicht ihre Kunden auch über den Messengerdienst WhatsApp. Wenn sie dort ein Buch empfiehlt, erhält sie dazu regelmäßig Bestellungen als Antwort.

Garnet Manecke

Buchhandlung Barbers
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Frau Eule Buchhandlung
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