Deutschlands kleine, feine Sportwagen-Manufaktur
Schaut man in den Rückspiegel des bisherigen Lebens, so erinnert man sich an (zufällige) Begegnungen, die häufig große Veränderungen mit sich brachten, sei es im privaten oder beruflichen Bereich. So erging es auch drei Männern, zwei Bayern und einem Westfalen, die sich nicht kannten und nicht ahnen konnten, was sie gemeinsam auf die Beine stellen würden: BOLDMEN – Deutschlands kleine, feine Sportwagen-Manufaktur.
Aber der Reihe nach: Da ist zunächst Harald Käs, ein Elektro- und IT-Spezialist, der jahrzehntelang mit seiner Frau Monika als selbstständiger Unternehmer sehr erfolgreich tätig war. Sein ganzes Engagement galt seinem Unternehmen, seine Leidenschaft aber eher den Automobilen. Und sein Sohn Michael, der schon als Kind in die Hobbys seines Vaters involviert war und sich nichts anderes vorstellen konnte, als eines Tages im technischen Bereich der Automobilbranche tätig zu sein. So war sein beruflicher Werdegang vorgezeichnet: KFZMechaniker-Lehre bei BMW, mit 19 Jahren jüngster KFZ-Meister in Bayern, dann Karosseriebau bei Alois Ruf und später Motorenbau bei Alpina. Als junger KFZ-Techniker begleitete er die Rallye ParisDakar in verantwortungsvoller Position. Die beiden Bayern leben in Welden bei Augsburg und bauten von Hand in eigenen Produktionshallen das Everytimer 02 Cabrio mit einer Carbon-Karosserie in höchster Detailqualität in einer limitierten Auflage.
Der dritte im Bunde, Friedhelm Wiesmann, ist Westfale und hat eine außergewöhnliche Historie vorzuweisen. Als Student baute er, zusammen mit einem Partner, eine Textilfabrik auf. Als Fabrikant begann er 1985, zusammen mit seinem Bruder Martin, den Grundstein für ein Unternehmen zu legen, welches Jahre später weit über die europäischen Grenzen hinaus als einzigartig bekannt war: die Wiesmann Sportwagen-Manufaktur. Die Brüder erschufen zunächst den legendären Wiesmann Roadster MF 3, später folgten die Roadster und GTs MF4 und MF5. Nahezu 1.700 Sportwagen wurden von Hand nach den individuellen Wünschen ihrer Kunden gebaut, alle erzielen heute Preise am Markt, die deutlich über den damaligen Neupreisen liegen.
Friedhelm Wiesmann hatte das Unternehmen nach 27 Jahren aus persönlichen Gründen verlassen und lebte mit seiner Frau am Tegernsee. Er hielt Vorträge, beriet Start-Ups und andere Unternehmen aus den verschiedensten Branchen und dachte im Rentenalter nicht mehr daran, sich in ein neues, automobiles Abenteuer zu stürzen. Bis ihn ein Anruf des ehemaligen Chefs der BMW M GmbH erreichte, den er aus seiner Wiesmann-Zeit bestens kannte und ihn auf Harald und Michael Käs aufmerksam machte. Die beiden suchten einen erfahrenen Mann mit Manufaktur-Kenntnissen, speziell im Bereich Marketing & Vertrieb.
Ein erstes Treffen in Welden brachte die Drei zusammen. Während die Herren Käs ein wenig ehrfurchtsvoll auf das blickten, was ‚der alte Mann‘ in der Vergangenheit bereits geleistet hatte, war dieser von der Detailqualität des Everytimer 02 Cabrios tief beeindruckt. Seine langjährige Erfahrung sagte ihm, hier sind hochmotivierte Spezialisten am Werk. Das alte Feuer in ihm, was zwischenzeitlich weitgehend erloschen war, begann zunächst zu lodern, bis es lichterloh brannte. Es war noch nicht zu spät, sich erneut in ein Abenteuer zu stürzen, die Zeit war noch nicht gekommen, am Tegernsee auf einer Bank zu verweilen und die Enten zu füttern.
Nach wenigen Treffen entschieden die drei Abenteurer, einen neuen Roadster zu entwickeln, diesen in reiner Handarbeit herzustellen und zu vertreiben. Die Wiesmann Sportwagen-Manufaktur war inzwischen samt der Markenrechte verkauft, es musste ein neuer Markenname her, was sich aufgrund der vielen internationalen Schutzrechte als sehr schwierig erwies. Schließlich entschied man sich für BOLDMEN, ein international gut aussprechbares Phantasiewort, welches als „bold men“ so viel heißt wie „tapfere, mutige Männer.“ Das passte doch zu den Dreien, sie mussten eine Menge Mut aufbringen, um ein derartiges Projekt durchzuziehen.
Während man bei Wiesmann noch ein eigenes Chassis baute, die Antriebstechnik und weitere Komponenten bei der BMW AG kaufte sowie sich bei verschiedenen Lieferanten mit diversen Teilen eindeckte, um baukastenartig die Sportwagen zu komplettieren, verhinderte die heutige, elektronische Vernetzung diese Vorgehensweise. Man würde einen zweistelligen Millionenbetrag in die Entwicklung einer eigenen Elektronik investieren müssen, was eine Kalkulation mit dem Taschenrechner erübrigte. Also musste ein Basisfahrzeug her, sozusagen ein Chassis mit Antriebstechnik und der gesamten Elektronik. Die Wahl fiel auf eine BMW-Plattform als Basis für ihren neuen Roadster, aber eben nur als Basis, alles andere würde der eigenen Entwicklung und der eigenen Produktion in Handarbeit entstammen, die mehr als 450 Stunden verschiedene Spezialisten beschäftigen würde. Der neue Roadster sollte wie kein anderer die Verbindung deutscher Ingenieurleistungen mit der deutschen Handwerkskunst symbolisieren. Nach weniger als 2 Jahren stand er da, der neue Boldmen CR 4, der die Herzen von Auto-Enthusiasten insbesondere dann, wenn sie ihn live erleben und auch testen dürfen, höherschlagen lässt. Das C steht übrigens für die Carbon-Karosserie, das R für Roadster und die 4 für die Leistungsklasse über 400 PS. Der CR 4 bietet 408 PS, die S-Version sogar 500.
Handgemachte Einzelstücke in Abgrenzung zu industrieller Massenfertigung lassen viel Raum für individuelle Wünsche, die Exklusivität wird aufgrund geringer Stückzahlen gleich mitgeliefert. Die Erfahrung hat gezeigt: alles, was selten ist, erhält seinen Wert. Bei Boldmen hat der pure Fahrspaß mit einem solchen Roadster höchste Priorität, offen oder geschlossen. Wer das Besondere liebt, Individualität der Masse vorzieht und höchste Qualitätsansprüche stellt, muss bereit sein, dafür auch zu zahlen. Das gilt für Uhren und Schmuck, für exklusive Kleidung und Inneneinrichtungen, aber eben auch für einen Boldmen CR 4.
Die drei Firmengründer schauen jetzt nicht mehr in den Rückspiegel, sondern nur noch nach vorne. Sie wollen täglich unter Beweis stellen, dass sie Meister ihres Fachs sind und leben ihren Traum vom eigenen Sportwagen voller Enthusiasmus. Die schwäbischen Bayern und der münsterländer Westfale haben ihre Kräfte gebündelt und machen etwas, was es so in ganz Europa kaum noch gibt: eine Sportwagen-Manufaktur.