All-inclusive war gestern. Wer heutzutage seinen Urlaub bucht, der sollte sich der Umwelt zuliebe Gedanken machen – die Urbano-Redaktion stellt dazu viele Fragen.

Ein Sonnenuntergang am Strand, ein Blick von der Berghütte in die unberührte Natur oder ein Skilanglauf durch einen satten Nadelwald – wir alle haben unsere eigenen Bilder von einem perfekten Urlaubsmoment im Kopf. Wir alle müssen aber auch dringend was dafür tun, dass diese Bilder auch Wirklichkeit bleiben. Der Massentourismus, gefördert durch Billigflüge und All-Inclusive-Angebote, hat in den zurückliegenden Jahrzehnten bedenkliche Züge angenommen. Wir alle sind dazu aufgefordert, uns Gedanken darüber zu machen, was wir selbst tun können, damit eben der Strand, die Berge oder die Winterlandschaft das bleiben, was sie sind. Vielleicht ist es ein guter Vorsatz, sich bei der Wahl der nächsten Urlaubsreise einmal bewusst zu machen, ob die eigene Art zu reisen nachhaltig ist – oder ob man mit den eigenen Vorstellungen, Urlaub zu machen, möglicherweise Schaden an Kultur und Umwelt am Reisezielort hinterlässt. Denn eigentlich sollte das Gegenteil der Fall sein: Der Urlaub sollte die Region am Zielort nicht nur nicht schädigen, sondern sogar fördern. Die Urbano-Redaktion hat sich Gedanken gemacht und stellt wichtige Fragen zum sanften Tourismus. 

Muss ich wirklich fliegen?

Es dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben: Bei Reisen mit dem Flugzeug ist der CO2-Ausstoß am größten. Nun wird man niemanden den Lebenstraum ausreden können, mal nach Australien oder Südamerika zu reisen – und hier ist ein anderes Fortbewegungsmittel als das Flugzeug auch schwer vermittelbar. Dann aber sollte man nach Möglichkeit Highlights setzen. Außerdem geben Anbieter wie atmosfair die Chance, einen guten Ausgleich zu schaffen: Dort kann ausgerechnet werden, wie viel CO2 man mit einem Flug ausstößt – mit einem errechneten Geldbetrag werden weltweite Kompensationsprogramme unterstützt. Allerdings darf man durchaus die Frage stellen, ob ein Wellness-Kurzurlaub in Dubai nötig ist – oder ob das nicht auch an der Mecklenburgischen Seenplatte oder im Sauerland geht. Und ob man eine Städtereise nach Hamburg, München oder Berlin wirklich mit dem Flieger bestreiten muss. Mit der Deutschen Bahn reisen Kinder bis zum 15. Lebensjahr übrigens kostenfrei. Berücksichtigt man die Tatsache, dass sich bei langfristiger Planung mit Spartarifen richtig Geld sparen lässt, wird das Bahnfahren zu einer echten Alternative. Und übrigens: Schon die Bahnfahrt selbst kann für Kinder ein Erlebnis sein, und die Eltern kommen entspannt am Urlaubsziel an. 

Reise ich mit schwerem Gepäck?

Wenig Gepäck mit in den Urlaub zu nehmen, ist nicht nur weniger anstrengend. Bei leichterem Reisegepäck werden logischerweise auch geringere Emissionen ausgestoßen. Und da wir den Koffer gerade einmal aufgeklappt haben: Nehmen Sie bitte eine wiederverwendbare Trinkflasche mit. Denn bitte: Die Zeiten, in denen man täglich mehrere 0,5-Liter-Wasserflaschen am Kiosk gekauft und wenig später weggeschmissen hat, sind doch wohl hoffentlich längst vorbei. In Ländern mit Trinkwasserqualität lässt sich das Wasser aus dem Hahn in die Edelstahlflasche abfüllen. An vielen Geschäften in Deutschland klebt der Refill-Sticker – dort kann jeder seine Wasserflasche kostenlos auffüllen. Ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern spart auch Geld.  

Habe ich eine nachhaltige Reiseunterkunft?

Bei der Wahl der Urlaubsunterkunft sollte man die großen
Hotelketten eher meiden, inhabergeführte Unterkünfte sind nachhaltiger. Es gibt im Internet Plattformen wie ‚Good Travel‘ oder die Website ‚bookitgreen.com‘, wo man authentische Unterkünfte findet. So genannte ‚grüne Hotels‘ legen Wert auf Energieeffizienz, regionales Essen im Restaurant, geringes Produzieren von Plastikmüll und haben oft sogar Ökostrom. Außerdem: In Regionen mit Wasserknappheit sollten Hotels mit großen Poolanlagen oder Golfplätzen gemieden werden. Und, ganz
wichtig: All-Inclusive ist so ziemlich das Gegenteil von nachhaltigem Reisen. Nicht nur, dass viel zu viel Essen in solchen Hotels weggeschmissen wird (und das Essen meist nicht wirklich gesund ist) – es führt auch dazu, dass die Reisenden nur die großen Tourismuskonzerne und weniger die einheimische Bevölkerung unterstützen. Außerdem: Lokale Spezialitäten sind frisch, nicht um die halbe Welt gereist, oftmals sogar günstiger und ganz sicher
leckerer als der Einheitsbrei, den es überall gibt. 

Verschwende ich am Reiseziel unnötig Ressourcen?

Zum Glück weisen die meisten Hotels mittlerweile darauf hin, dass es irrsinnig ist, täglich die Handtücher auszutauschen (das würde man daheim ja auch nicht machen). Also: Nach dem Duschen das Handtuch nicht auf den Boden legen, sondern zum Trocknen (und Wiederbenutzen) aufhängen. Auch die Betten müssen nicht täglich frisch bezogen werden. Wenn das Hotel das anders sieht und dem Gast keine Wahl lässt, hilft ein Bitte nicht stören-Schild an der Zimmertür. So können die Reinigungskräfte einfach weitergehen. Apropos Duschen: Diese kleinen Probiergrößen von Shampoo, Duschgel oder Bodylotion sind zwar verlockend, aber natürlich total unnötiger Verpackungsmüll. Jede nicht benutzte Flasche vermeidet Plastikabfall. Und jede nicht benutzte Klimaanlage spart Energie. 

Bin ich selbst sogar ein Vorbild?

Nicht selten sind Reiseziele auch Naturschutzgebiete. Und man muss kein Sprachwissenschaftler sein, um diesen Begriff, der aus den Wörtern Natur und Schutz besteht, zu verstehen. Natürlich kann man sich über die Menschen aufregen, die ihre Plastikflaschen und Eis-Verpackungen am Strand oder im Wald achtlos wegwerfen. Man kann sich aber auch kurz herunterbücken und den Müll in den nächsten Abfalleimer werfen. Gerade in den Gegenden, in denen Umweltbewusstsein und Müllsysteme nicht den gleichen Standard besitzen wie hier. Denn: Vielleicht wird man dabei ja sogar beobachtet und zum Vorbild für andere! Natürlich sollte man auch keine Pflanzen pflücken, auf Safari oder große Tierschauen mit tanzenden Affen oder eingesperrten Tigern gehen. Stattdessen gibt es vor Ort sicher gute Schutzprojekte, bei denen ein Besuch lohnt. 

Bin ich nachhaltig unterwegs?

Schon mal in Budapest mit den traditionsreichen U-Bahnen gefahren? Mit einer Tuk Tuk durch Asien? Oder in Porto mit der über 100 Jahre alten Straßenbahn quer durch die Stadt, an der Promenade entlang zum Strand? Wer sich im Urlaub von A nach B bewegt, der sollte bitte nicht sofort das nächste Taxi rufen – auch wenn es anderswo viel günstiger ist als bei uns. Am Reisezielort kann man, wenn man Bequemlichkeit gegen Flexibilität eintauscht, meist schöner (und nachhaltiger) reisen: in Großstädten mit öffentlichen Verkehrsmitteln (und so einen direkteren Zugang zu den Einheimischen bekommen), in Holland an der See mit dem Fahrrad (nirgendwo sind die Radwege besser!) und überhaupt, wenn die zu absolvierende Strecke nicht zu lang ist, gerne auch zu Fuß. Im Urlaub hat man Zeit, und im Rahmen eines ausgedehnten Spaziergangs lässt sich der Urlaubsort am intensivsten erleben.  

Bleibende Erinnerungen?

Hunderte, wenn nicht tausend Fotos schießt jeder Reisende mittlerweile – dem Smartphone sei ‚Dank‘. Jedoch führt diese schier endlose Datenkapazität dazu, dass auch nach dem Urlaub täglich neue Bilder dazu kommen – und man sich die Urlaubsfotos nicht mehr anschaut. Wer sich aber die Mühe macht, die besten Bilder zu selektieren und daraus ein Fotobuch zu gestalten, der schafft nachhaltig Erinnerungen. Und ein Blick ins Fotobuch kann in
stressigen Zeiten so etwas wie ein kleiner Urlaub vom Alltag sein.

mle