Italien, das Ferientraumland der 1950er und 1960er Jahre, ist ein Land der Überraschungen geblieben. Seit jeher ist es eines der beliebtesten Urlaubsziele – jetzt im August eines, das zuerst die Italiener selbst genießen. Und dann, im September und Oktober, kommen die übrigen Europäer wieder – vor allem jene, die das Genießen schon früher von den Italienern gelernt haben.
Unsere Reise geht, ganz wie früher, mit dem Auto in Richtung Emilia Romagna, an die Adria-Küste. Ganz Eilige fliegen bis Rimini, lassen sich dort abholen oder mieten vor Ort ein Auto. Wer hingegen Zeit genug hat, legt als Selbstfahrer schon mal einen Zwischenstopp am Gardasee ein, lässt sich für ein paar Tage die milde Brise vom Mittelmeer um die Nase wehen und probiert schon dort, was die italienische Küche im eigenen Land auf die Tische bringt. Vielleicht reicht die Zeit sogar, um eines der Weinfeste am idyllischen Seeufer zu erleben. Auf dem Rückweg könnte im Herbst übrigens ein Zwischenstopp in Südtirol zur Obst- oder Weinlese nicht schaden.
Zur Einstimmung oder als krönender Abschluss eines genussvollen Urlaubs empfiehlt sich zudem auf der Hin- oder Rückreise Bologna. In der Hauptstadt der Emilia Romagna wartet beispielsweise das Ristorante Rossi an der Via Goito. Dort residieren die Brüder Lino und Franco – sie bieten gern auch Tortellini an. Und wenn die von ‚Mamma‘ gekocht sind, „dann geht der Himmel auf“, heißt es. Da ist es gleich, ob die Teigtaschen in Fleischbrühe angeboten werden oder in ‚burro e salvia‘, in Butter und Salbei.
Auch Parma gehört zur Emilia Romagna, die Stadt des berühmten Parmaschinkens. Und – wie der Name schon vermuten lässt – auch die des Parmesankäses. Vom 9. bis 18. September steht aber der Schinken im Zentrum des ’14. Festival del Prosciutto‘, des Parmaschinken-Festivals also. Die Schinkenhersteller öffnen ihre Türen und lassen die künftigen Kunden bei der Produktion zuschauen und natürlich auch ihre Spezialitäten probieren. Am Wochenende ist dann das eigentliche Fest in den Straßen Parmas, mit Ständen und Kostproben überall.
Einen Monat später, entwickelt sich der kleine mittelalterliche Bergort Sant´ Agata Feltria zum Publikumsmagneten. Dort wartet die 27. nationale Messe des weißen Trüffels auf Besucher aus Rimini und Umgebung. Kunstausstellungen, Unterhaltungsprogramm und viele weitere Attraktionen begleiten die Veranstaltung, auf der nicht nur die duftende Knolle im Mittelpunkt steht, sondern die Vielfalt der regionalen Spezialitäten.
Nicht vergessen sollte man vor lauter Genuss die berühmten Strände: Milano Marittima, Cervia oder Cesenatico heißen die ersten Schönheiten der Emilia auf dem Weg Richtung Süden. Überall warten breite, flache und ab September angenehm ruhige Strände, dazu hübsche Familienhotels, in denen die ‚Mamma‘ oftmals noch für unwiderstehliche Vollpension und ‚Papa‘ für den Duft frischen Gebäcks vor dem Frühstück sorgt. Wer die luxuriöse Seite der Emilia bevorzugt, mietet sich in einem der schicken Design-Hotels ein. Egal ob gemütlich-urig oder edel-modern – als Gast wird man überall herzlich empfangen.
Gönnen Sie sich einen Sonnenuntergang im Hafen von Cesenatico. ‚Malerisch‘ werden Sie es finden, das Bild, das so ähnlich schon Leonardo da Vinci erlebt hat – der Künstler, dem die Stadt ihr Stadtbild verdankt.
Und vergessen Sie Rimini nicht, die größte der berühmten Badestädte an dieser Küste. Die alte Dame, 180 Jahre vor Christus gegründet, ist heute Italiens angesagteste Discometropole. Rimini wurde damit wieder blutjung. Das verdankt sie unter anderem der größten aller Discos, dem ‚Carnaby‘, und auch dem Disco-Pass, der den Eintritt in die sechs besten Kultstätten der jungen Feiergemeinde ermöglicht.
Sie sehen: Die Emilia Romagna – ein klassisches Urlaubsziel, an das sich noch heute viele gerne erinnern, birgt nach wie vor das Potenzial, Ihre alte, neue und in jedem Fall große Liebe zu werden.
Peter Lamprecht