Die Guerilla-Strickerinnen treiben es recht bunt. Bei Michaela Drosten stapeln sich im Atelyeah die Wolllappen. Aus dickem und dünnem Garn, wuschelig und weich, glatt und wild gemustert, uni oder mehrfarbig. „Es ist toll, mit wie viel Phantasie die Frauen daran gegangen sind“, freut sich die Initiatorin der Strick-Aktion, die bei der großen Geburtstagsparty zum 150. des Gründerzeitviertels ihren Höhepunkt findet. Dann werden die Denkmäler rund um den Schillerplatz neu eingekleidet und tragen statt des steten Grau Blumen in schrillem Pink und Quietschgelb, das Blau des Gladbach-Logos leuchtet genauso in der Sonne wie das Grün in den Farben der Borussia. Einen Vorgeschmack auf den neuen Look gibt es in der Stadtbücherei: Dort ist eine Säule bestrickt.
Es tut sich was im Gründerzeitviertel und in Eicken. Kaum ein Stadtteil in Mönchengladbach hat sich so entwickelt. Das ist vor allem der Eigeninitiative der Bewohner zu verdanken. Gemeinsam schmieden sie Pläne, wie sie in Zukunft leben wollen, krempeln die Ärmel hoch und packen mit an, wenn es darum geht, ihre Ideen in die Tat umzusetzen.
So ist der Schillerplatz von Gestrüpp befreit und gesäubert worden, die Betonbank rund um den Sandkasten wurde mit frischen Farben und Mustern bemalt. „Jetzt sind die Pflanzen zwar wieder in die Höhe geschossen, aber wir werden sie zum Greta-Markt wieder stutzen“, sagt Philipp Molitor, Vorsitzender der Initiative Gründerzeitviertel.
Am 7. Juli wird es wieder schrill und bunt, wenn ‚Greta‘ zum 5. Mal auf dem Schillerplatz zu Besuch ist. Der ‚Markt der schönen Dinge‘ ist schon längst kein Geheimtipp mehr, sondern hat sich im Laufe der vergangenen Jahre zum echten Publikumsmagneten und zu einer Präsentationsplattform für die Kreativen der Region gemausert. Mode, Schmuck,
Möbel, Nützliches und Unnützes aus Wolle, Stoff, Leder und Holz gibt es dann zu kaufen. Dazu Musik und jede Menge Gesprächsstoff.
Konzentrierte sich das Geschehen in der Startphase der Aktivitäten im Wesentlichen auf den Bereich rund um den Schillerplatz, so wurde der Aktionsradius inzwischen deutlich vergrößert. Zum Geburtstagsfest wird am Sonntag, 14. Juli, von 15 bis 17 Uhr eine 380 Meter lange Kaffeetafel den Schillerplatz über die Kaiserstraße mit dem Adenauerplatz verbinden. Jeder Gladbacher, der mitmachen möchte, ist eingeladen, Tische und Stühle, Kaffee und Kuchen mitzubringen.
Mit dem Margarethengarten hat das zweite Großprojekt aus dem Viertel für viel Gesprächsstoff in der Stadt gesorgt. Wo einst
eine hässliche Brachfläche war, hat der Verein Waldhaus 12 eine kleine Oase geschaffen, in der sich Kinder genauso wohlfühlen wie Erwachsene. Hier gedeiht Gemüse neben Blumen, es summt in der Luft und krabbelt im Boden. Montags bietet der Verein für Kinder den Duftgarten an, bei dem jeder nach Herzenslust schnüffeln kann. Mit geschlossenen Augen wird das Feld ganz der Nase überlassen und unterschiedliche Pflanzen sowie wohlriechende Tinkturen erschnuppert.
Dass Eicken so lebendig ist, liegt auch daran, dass hier Designer und Künstler, Kleinunternehmer und Sozialhilfeempfänger
nebeneinander leben. In der Eickener Straße haben die Geschäfte ihre Eingänge mit Blumen geschmückt, Straßencafés haben Tische und Stühle rausgestellt. Man kennt sich, man hält ein Schwätzchen.
Einmal im Jahr wird am Aretzplätzke gemeinsam das ¼-Fest gefeiert. Direkt vor den Türen des TiG, dem Theater im Gründungshaus, das inzwischen ein kultureller Hotspot der Stadt ist. Das kleine, vielseitige Theater fußt auf einer privaten Initiative. Der Verein Kulturbeutel hat früher Kindertheater und Kabarett in städtischen Räumen ermöglicht, ehe er sein eigenes Refugium an der Eickener Straße bezog. Ein Stein von vielen im bunten Eicken-Mosaik.
Garnet Manecke
Greta – Markt der schönen Dinge
mit großem Rahmenprogramm
Sonntag, 7. Juli // 11-19 Uhr
www.meine-greta.de
Gründerzeitviertel-Fest
Samstag, 13. Juli // ab 13 Uhr
Sonntag, 14. Juli // ab 11 Uhr
www.initiative-gruenderzeitviertel.de