Das kennen wir sicher alle: eine anstrengende Woche mit reichlich Programm, vielleicht eine herausfordernde Aufgabe noch obendrauf, die wir hoffentlich meistern konnten, alles eng getaktet und draußen wartet der Sommer auf uns. An solchen Tagen liebe ich die kleinen Fluchten im Alltag. Sich an einem Wochentag einmal etwas früher freinehmen und einen Ausflug unternehmen – zum Beispiel an den Borner See. Eine wunderschöne Gegend mit idyllischen Aussichten und nach diesem ausnehmend feuchten Frühjahr besonders grün. Bei einem gemütlichen Spaziergang um den See oder einer längeren Wanderung können Sie den Alltag loslassen und tiefer atmen. Man erreicht den See direkt von Brüggen-Born aus und bedauert fast, dass man kein Picknick eingeplant hat.
Das ist aber kein Problem, denn es wartet schon das Restaurant ‚Haus Strötges‘ auf uns. Eingebettet im hübschen Dorf Brüggen- Born lockt das 2016 wiedereröffnete Traditionsgasthaus mit großer Terrasse und renoviertem Interieur. Erstmals habe ich es im vergangenen Winter kennengelernt und war angenehm überrascht über die hohe Qualität der Küche und die zugleich bodenständige und nahbare Atmosphäre.
Gerne sind wir nun im Sommer wiedergekommen, haben tüchtig Appetit mitgebracht und freuen uns über die kleine, aber feine Karte. Sie wechselt saisonbedingt und beim Lesen müssen wir laut lachen, weil man neben einer Snackkarte für den kleinen Geldbeutel auch an die kleinen Gäste denkt. Hier finden sich lustige Vorschläge wie ‚Ich will nix‘ oder ‚Hab keinen Hunger‘. Sicher ein Riesenspaß, wenn die Kinder selbst bestellen dürfen und sich dahinter Fischstäbchen mit Kartoffelpüree oder Pasta mit Tomatensauce verbergen.
Von den Vorspeisen hätte ich am liebsten alle gekostet; wir probieren die gebackenen Tempura-Garnelen auf Wakame-Algensalat mit Austern-Mayonnaise und das Vitello Tonnato. Beides ist vorzüglich zubereitet und sehr ansehnlich angerichtet. Die Thunfischsauce zum Kalbfleisch schmeckt frisch und leicht, dazu noch ein angerichteter Blattsalat und Apfelkapern. Das gefiel uns schon einmal sehr.
Für den Hauptgang reizt die Idee, einmal Vegetarisches und Fleischiges zu vergleichen – also für uns Lammrücken und Pasta. Meine getrüffelten Steinpilzravioli auf Carpaccio von roter Bete kommen hierbei sozusagen ‚auf leisen Sohlen‘ daher. Damit meine ich, dass man erst einmal denkt „Ach, so ein kleiner Teller“. Aber Vorsicht! Der Teller wird irgendwie nicht leerer, die Ravioli sind richtig lecker, die Sauce ist üppig, köstlich sahnig und das Trüffel-Steinpilz-Aroma einfach wunderbar. Kurz gesagt: das Dessert fällt aus, stattdessen gibt es zum Digestif eine alte Marille. Vorher ist aber noch das Lammrückensteak zu probieren. Es ist perfekt rosa gebraten mit knuspriger Pankokruste, dazu Fenchelgemüse, Kartoffeldrillinge und ein feiner Thymianjus, der separat gereicht wird. Auch diese Portion ist großzügig. Beim nächsten Besuch werden wir uns also auf Vor- speise oder Hauptgang und Dessert fokussieren, zu entdecken gibt es noch Vieles. Probieren Sie es doch auch gerne aus.
Ihr Jean Jacques