Zu Hause – eine Ortsbezeichnung, die an sich für uns im alltäglichen Sprachgebrauch so selbstverständlich ist wie jedes andere gewöhnliche Verhältniswort im Sinne von rechts, links, drinnen oder draußen. Doch welche Wertigkeit erlangen diese beiden kleinen Wörtchen, wenn man sich vorstellt, was es denn bedeutet, tatsächlich ein Zuhause zu haben oder von jetzt auf gleich keines mehr zu haben? Durften wir in Deutschland doch in den vergangenen Jahrzehnten im Rahmen eines funktionierenden Europas den Begriff Heimat und das damit verbundene Zuhause schon fast als eine Selbstverständlichkeit erachten, die uns niemand wegnehmen kann. Unsere Demokratie mit den von uns gewählten Volksvertretern und unser gesamtes System sind unantastbar und ein nicht verrückbares Gut. Ja denkste …

Da kommt ein selbstherrlicher Autokrat aus dem fernen Kreml und bringt mit seinem Angriff auf die Ukraine den ganzen Planeten ins Wanken. Was gestern noch als selbstverständlich galt, wird heute zu Recht in Frage gestellt.

Welch unersetzbare Geborgenheit bieten die eigenen vier Wände, egal ob in der gemieteten Stadtwohnung oder dem Eigenheim auf dem Land? Jeder macht es sich nach seinem Belieben so nett, wie er es mag und kann hinter sich die Türe zuziehen. „My home is my castle“ – doch nicht nur im Sinne der umfriedeten, abschottenden Wände nach außen, sondern auch im Sinne von das-ist-mein-Reich, hier kann ich tun und lassen, was ich will.

Und nur weil der durchgeknallte Despot mit seinem Tunnelblick auf Landkarten vergangener Zarenzeiten seinen Soldaten den Befehl erteilt, ein gepflegtes und behütetes Heim mit Bomben zu bewerfen, um ohne Rücksicht auf Menschenleben einen größtmöglichen Schaden anzurichten, gerät unsere heile Welt aus den Fugen?! Man will es nicht glauben, aber ja, so ist es leider …

Ich könnte jeden Abend bei der Berichterstattung über fliehende Kinder und hilflose Großmütter, die noch nie jemandem etwas Böses angetan haben, vor Wut und Ohnmacht heulen. Man kann den Menschen doch nicht einfach ihr Zuhause wegnehmen! Wer von den Betroffenen, egal ob auf russischer oder ukrainischer Seite, will denn überhaupt diesen Krieg? Und unsere Politiker bestrafen das russische Volk mit Sanktionen und Embargos, man kündigt die Ehrenmitgliedschaft Wladimir Putins aus dem Welt-Judo-Verband und den Oligarchen nimmt man ihre Bötchen weg, die sie sich doch soo hart mit rechtschaffender Arbeit verdient haben …

Die Erkenntnis ist erschreckend, dass die Energieversorgung in Deutschland zusammenbricht, wenn wir kein russisches Gas mehr importieren können. Hinterher werden dann die Konsequenzen gezogen, ähnlich wie beim ersten Lockdown der Pandemie, als es in Deutschland keine Impfstoffe oder Masken mehr gab. Soll denn etwa die Reise Robert Habecks nach Qatar unsere Energieprobleme in der Zukunft lösen? Der Deutsche an sich reagiert auf Krisen wie gewohnt mit Hamsterkäufen: erstmal die Vorräte an Mehl und Sonnenblumenöl aufstocken, solange es noch welches gibt. Die Klopapiervorräte aus dem ersten Lockdown reichen ja noch bis nach der Weltmeisterschaft in Qatar, vielleicht sinken dann wieder die Preise für Zellulose. Und mal auf sein Auto zu verzichten, wie damals in der Ölkrise 1973 mit autofreien Sonntagen, wird keinem von uns schaden. Vielleicht fährt man ja dann mal wieder mit dem Fahrrad zum Hariksee, so wie früher. Wenn ich so an die alten Geschichten denke – war doch ’ne super Zeit, oder?

Hoffentlich geht dieser Krieg bald zu Ende, denn gewinnen kann ihn sowieso keine der beiden Seiten, wobei in meinen Augen die Ukraine sowieso Sieger der Herzen ist.

Also, lasst uns unsere Freiheit schätzen und unser Zuhause genießen, dieses mit Freunden teilen und weiter hoffen, dort glücklich zu sein, wo unser Herz daheim ist.

Alles Gute für Sie