Wenn aus einem Fußballspiel ein Zeichen für Völkerverständigung wird: Die neue Sonderausstellung der FohlenWelt setzt sich mit Borussias besonderem Verhältnis zu Israel und ihrer Verantwortung für Toleranz und Vielfalt auseinander

Titel, Typen und Triumphe – die bisherigen Sonderausstellungen in Borussias interaktivem Vereinsmuseum, der Fohlen-Welt, ließen die Besucher in Erinnerungen an große Spieler und Erfolge schwelgen. Auch in der Geschichte zur neuen Sonderausstellung gibt es Helden, teilweise auch die altbekannten. Doch diesmal gibt es keine Schale, keinen Pokal zu gewinnen. Sondern etwas viel Wertvolleres: Vertrauen in ein friedliches und vielfältiges Zusammenleben. Borussia mit all den Menschen, die sich ihr zugewandt fühlen, rückt dorthin, wo Fußball eben stattfindet: in die Mitte der Gesellschaft. Mit ihrer 122-jährigen Geschichte, ihren hunderttausenden Fans rund um den Globus und zehntausenden bei jedem Spiel im Stadion steht Borussia als größter Verein am Niederrhein nicht nur für Titel, Typen und Triumphe, sondern auch für ‚Verantwortung in Fußballschuhen‘ – so der Titel der FohlenWelt-Sonderausstellung, die am 1. September 2022 eröffnet wurde.

Der Ansatz der Ausstellung kann auf drei Schlagworte verkürzt lauten: Aufarbeiten, Aufzeigen und Aktivieren. Unter den Punkt Aufarbeitung fällt die Beschäftigung der Museumsmacher mit der eigenen Vereinsgeschichte. Mit dem gesellschaftlichen Ausschluss, der Verfolgung und der Ermordung von Borussen jüdischen Glaubens und Andersdenkenden. Und auch mit der Mitschuld, die sich der Verein in Person seiner Amtsträger in einem von den Nazis gleichgeschalteten System von 1933 bis 1945 aufgeladen hat.

Israel-Abenteuer und aktuelle Debatte

Den größten und wichtigsten Teil der Ausstellung nimmt Borussias abenteuerliche Reise zum Freundschaftsspiel in Tel Aviv gegen Israel im Februar 1970 ein. Die bis heute als Initial für freundschaftliche Beziehungen zwischen Deutschland und Israel, als Beweis für die politische Kraft des Sports und als Zeichen für Völkerverständigung und gegen Antisemitismus gesehen wird. Dazu wird auch die besondere Verbindung von VfL-Trainerlegende Hennes Weisweiler zum israelischen Nationaltrainer Emanuel Schaffer, den beiden entscheidenden Figuren dieser Helden-Geschichte, ausführlich beleuchtet.

Die Ausstellung macht darauf aufmerksam, wie wichtig auch und gerade heute der Einsatz gegen Rassismus und Diskriminierung jeglicher Art ist, wobei der Fokus naturgemäß auf dem Fußball liegt. Die Ausstellung soll sensibilisieren für antisemitische Tendenzen, diskriminierende Sprüche oder Schlachtrufe im Stadion. Sie soll dazu aufrufen, diese nicht still hinzunehmen, sondern laut zu werden für Vielfalt und Toleranz, gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung jeder Art.

Exponate, Texte, Bilder und Videos, Interviews mit Zeitzeugen, Experten und Betroffenen in der Sonderausstellung geben spannende Einblicke und schlagen eine Brücke vom historischen zum brandaktuellen Teil der Schau. Begleitet wird ‚Verantwortung in Fußballschuhen‘ von einem interaktiven pädagogischen Rahmenprogramm sowie einer Veranstaltungsreihe zum Thema. Ein Besuch der Ausstellung lohnt sich, denn er regtzum Nachdenken, Hinterfragen und zum gemeinsamen Austausch an.

museum.borussia.de