Günter aus dem Urbano-Sektor hat sich seinen Traum erfüllt und sich seine eigene Borussia-Fankneipe gebaut

Wenn das Garagentor an dem schicken, erst vor sechs Jahren fertig gestellten weißen Einfamilienhaus aufgeht, geht die Kinnlade des Besuchers erst einmal – ebenfalls auf. Irgendwo im Urbano-Sektor hat sich ein Borussia-Fan, nennen wir ihn nach einer Borussia- Legende der Einfachheit halber Günter, seinen Traum erfüllt und eine Mischung aus Borussia-Mönchengladbach-Museum und Fan-Kneipe erstellt.

Seinen genauen Wohnort möchte Günter ebenso wenig hier lesen wie seinen richtigen Namen – und wer sieht, welche Sammlerschätze sich in dieser 50 Quadratmeter großen (!) Garage befinden, der versteht auch schnell, warum. Trikots aus den fünf zurückliegenden Jahrzehnten, Spiel- Ankündigungsplakate, Biergläser, original unterschriebene Spielbälle – hier findet sich alles, was die Raute trägt, stilvoll drapiert, gerahmt oder zumindest optisch ansprechend in Szene gesetzt.

„Aus Quatsch habe ich früher immer gesagt, dass ich meine eigene Kneipe haben will“, sagt Günter. „Jetzt sind die Kinder aus dem Haus, und meine Frau und ich, wir haben vor sechs Jahren noch einmal neu gebaut – und ich habe mir diesen Kleine-Jungs-Traum hier tatsächlich erfüllt.“ Es ist ein Deal unter Eheleuten: Das Haus wird schick und modern eingerichtet – Borussia, Günters große Liebe, findet dafür ’nur‘ in der Garage statt. „Wir haben uns immer gesagt, dass wir es uns zuhause so schön machen wollen, dass wir nicht das Gefühl haben, von zu Hause weg zu müssen“, sagt Günter. Und dazu gehört eben ein tolles, großes Haus mit einem gemütlichen Wohnzimmer – aber auch die ‚Zaubertür‘ in Günters schwarz-weiß-grünes Borussen-Reich.

Borussias Champions-League-Spiele hat er hier mit einem Nachbarn auf dem Beamer geschaut, ganz Coronakonform mit Mindestabstand und anders als sonst in kleiner Runde, aber mit lokalem Altbier. Inmitten all der Devotionalien, die für sein Leben voller Borussia stehen, lässt es sich halbwegs verkraften, dass er nicht im wenige Kilometer entfernten BORUSSIA-PARK sein kann. Für ihn, der seit Jahrzehnten so gut wie kein Heimspiel verpasst hat, war das Jahr 2020 auch in dieser Hinsicht eine Herausforderung. So sehr er seine private Borussia-Kneipe liebt: Gewöhnen möchte er sich nicht daran, die Spiele hier und nicht im Stadion sehen zu können.

Ein Gutes hatte das Jahr 2020 jedoch für Günter: „Stand jetzt würde ich sagen: Meine Borussia- Kneipe ist fertig.“ Das Projekt, an dem seit sechs Jahren voller Hingabe gearbeitet wird, es ist nun nach dem Einbau eines großen, gemütlichen Stehtischs (natürlich mit eingeschnitzter Raute) und dem Einrahmen einiger besonderer Borussia-Trikots abgeschlossen. Viele Stunden hat er hier in den Monaten der Kontaktbeschränkungen herumgewerkelt und auch investiert. „Das war gewissermaßen unser Corona-Projekt. Wir haben uns im vergangenen Jahr gesagt: Das Geld, das wir dadurch sparen, dass wir nicht in den Urlaub fahren können, stecken wir in die Verschönerung unseres Hauses.“ Der ein oder andere Euro, so viel steht fest, ist in die Borussia-Kneipe geflossen.

Und Günter freut sich schon auf eine neue Normalität. Dann, wenn das Garagentor wieder aufgehen kann, damit Freunde und Nachbarn mit leuchtenden Augen staunen können, was sich hier in den zurückliegenden Monaten getan hat. Dann wird der Beamer angeworfen, der Zapfhahn angeschlossen und in großer Runde über Borussia geredet. Ein Wohn-Traum in Schwarz-Weiß-Grün.

mle