Ihre Textilgeschichte hat die Stadt Mönchengladbach geprägt. Den Titel ‚Rheinisches Manchester‘ verdankte sie den großen Stoffproduzenten und den Textilmaschinenherstellern. Die Zeiten der großen Textilbarone sind vorbei, ihre Spuren aber sind nach wie vor zu finden. Einige alte Industrieanlagen sind noch erhalten. Inzwischen haben sich neue Unternehmen dort angesiedelt. Ein kleiner Überblick.

Alte Spinnerei

Die Sophienstraße ist eher klein. Ein LKW kommt hier kaum durch, so eng ist es. Schon die Gehwege sind schmal. Hier würde kaum einer eine Industrieanlage vermuten. Aber als die M. May & Cie Baumwollspinnerei 1865 gebaut wurde, war hier viel Platz für eine Textilfabrik. Bis heute ist die Anlage mit ihren mehrstöckigen Produktionshallen fast vollständig im Original erhalten. Nur das alte Badehaus für die Arbeiter gibt es nicht mehr. Weil es damals üblich war, immer wieder anzubauen, wenn das Unternehmen wuchs, zeigt sich der Komplex heute verwinkelt. Das gibt ihm einen besonderen Charme, den Künstler, Architekten und andere Kreative sowie Gastronomen schätzen. Tagsüber wird gearbeitet, abends lassen die Gäste des Zirkus Messajero hier den Tag ausklingen.

Sophienstraße 15-41

Schlafhorst

Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass es in den 1980er Jahren keine gute Idee war, die Blumenberger Straße entlang zu fahren. Denn wenn Schichtende war, bedeutete das für andere Verkehrsteilnehmer: warten. Damals beschäftigte Schlafhorst 5000 Frauen und Männer in den Werkshallen und Büros. Der große Parkplatz gegenüber ist ein Relikt aus dieser Zeit. Heute finden dort an den Wochenenden Flohmärkte statt. Sogar eine eigene Bushaltestelle hatte das Unternehmen. Der Im- und Export-Handel für Öle aus Russland und Amerika war 1884 die Keimzelle der Erfolgsgeschichte. Wilhelm Schlafhorst gründete seine Firma an der Wallstraße. Mit dem Verkauf des Familienunternehmens an einen Schweizer Konzern begann 1991 der Niedergang. Nur das Werksorchester Schlafhorst, das 1986 nach ihrem Sponsor benannt wurde, trägt den Namen weiter. Heute haben sich hier Firmen angesiedelt. Das Areal ist Teil des SMS Businessparks City.

Blumenberger Straße 143

Rumpus Werke

Der Name klingt sperrig, nach ordentlich Lärm. Und so war es auch in den Fabrikhallen an der Konstantinstraße. Spinnen und Weben sind heute noch lautstarke Produktionsschritte, ganz anders als das Färben, Waschen oder Imprägnieren. 1923 wurden mehrere bestehende Unternehmen zur Vereinigte Rumpus AG zusammengeschlossen. Fünf Werke hatte die Firma, eines lag an der Konstantinstraße. Die Gebäude stehen heute unter Denkmalschutz. Das gilt auch für den Schlot und den Staubturm, die in der Stadt die einzigen sind, die so vollständig erhalten blieben – wie auch die früheren Produktionsstätten. Wer an dem längst verwaisten Pförtnerhaus vorbei geht, sieht das Kesselhaus, die Hallen, in denen früher gewebt, gefärbt und gebleicht wurde, die Pausenräume der Belegschaft und frühere Büros. Auch Lagerräume gibt es noch. Gegründet wurde die Anlage 1890. Heute arbeiten hier Menschen im Einzelhandel und in Handwerksbetrieben.

Konstantinstraße 4-16

Garnet Manecke

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