Die Europäische Kommission hat ein Themenjahr initiiert, in dem der Fokus auf dem kulturellen Erbe in Europa liegen soll. Im ‚Kulturerbejahr 2018‘ bekommen private und öffentliche Institutionen eine Plattform, auf der sie ihre Projekte vorstellen können. Dabei sollen vor allem Gemeinsamkeiten und Verbindendes über die Grenzen hinaus gezeigt werden. Das Urbano Magazin hat sich unter diesen Gesichtspunkten in Mönchengladbach umgesehen und festgestellt: Europa ist hier schon lange.

Nehmen wir einen der Lieblingsorte der Gladbacher: Schloss Rheydt. Als Otto von Bylandt im 16. Jahrhundert sein Schloss bauen ließ, holte er italienischen Chic an den Niederrhein: Sein Bauleiter Maximilian Pasqualini gestaltete die Anlage im Stil der italienischen Renaissance und fügte noch das eine oder andere niederländische Stilelement hinzu. So gesehen kann man sagen, dass Schloss Rheydt von Anfang an ein europäisches Projekt war.
Das ist es bis heute. Denn bei der ersten grenzüberschreitenden Regionale, der Euroga 2002plus, machten auch Mönchengladbach und die Region mit. Die Regionale ist ein Strukturentwicklungsprogramm des Landes NRW. An der Euroga 2002plus waren die
Regionen Mittlerer Niederrhein und Düsseldorf sowie in den
Niederlanden Geweest Noord-Limburg und Geweest Midden-
Limburg beteiligt.
Bis heute genießen die Gladbacher die Resultate: Zur dezentralen Landesgartenschau 2002 wurde die Parkanlage von Schloss Wickrath saniert, sodass die ursprüngliche Form einer Krone wieder sichtbar ist. Auch der bei Kindern so beliebte Wasserspielplatz wurde damals angelegt. Von der Kunstroute rund um das Schloss ist noch der ‚Gedankensitz‘ von Rainer Bolten übrig. Wer auf dem Stuhl mit der hohen Lehne am Wassergraben Platz nimmt, kann in Ruhe über Gott und die Welt nachdenken. Zusammen mit den Gärten von Schloss Rheydt, dem Bunten Garten und Schloss Dyck gehört der Park zur Straße der Gartenkunst. Insgesamt säumen 57 Parks den Weg zwischen Rhein und Maas.
Nicht nur Gärten schaffen die grenzüberschreitende Verbindung. Im Kulturerbejahr 2018 wird in dem Projekt ‚Sharing Heritage‘ (Erbe teilen) nach Projekten gesucht, die Gemeinsames und Verbindendes in Europa fördern. Eines ist die Europäische Route der
Industriekultur, die sich vor allem mit der Entwicklung der Textilindustrie befasst. Als ehemaliges Rheinisches Manchester und als Standort einer international angesehenen Hochschule für das Textilwesen ist Mönchengladbach natürlich mit von der Partie: das Textiltechnikum ist eine der Stationen.
Was all diese Beispiele verdeutlichen: Europa ist keine Erfindung der Moderne. Es war schon immer ein Thema. Das zu zeigen, ist auch die Absicht, die hinter dem Themenjahr 2018 steckt: Das kulturelle Erbe erzählt eine gemeinsame kulturelle Geschichte.
Die war nicht immer schön, denn auch Geschichten von Wirtschaftsspionage oder Feindschaft und Kriegen zwischen den
Ländern gehören dazu. So haben die großen Textilbarone so manche technische Errungenschaft bei der Konkurrenz in England abgekupfert. Und auch der Erfolg des Fahrrades in der deutsch-niederländischen Region ist die Folge einer Kopie. Heute wird auf offene Kooperationen gesetzt. Im Nordpark hat das Euregio-Team Rhein-Maas Nord seinen Sitz, ein Zusammenschluss deutscher und niederländischer Kommunen. Es ist eines von insgesamt fünf Euregio-Teams an der deutsch-niederländischen Grenze. Mit seiner Arbeit will das Team Hindernisse für die Menschen der Region mindern, sodass sie grenzüberschreitend leben, arbeiten und studieren können.
Garnet Manecke

www.sharingheritage.de
www.strasse-der-gartenkunst.de