Borussia hat eine so gute Hinrunde gespielt wie seit Jahrzehnten nicht. Tobias Strobl, den nur wenige auf der Rechnung hatten, hat großen Anteil daran.

Dass Tobias Strobl in 14 von 17 Hinrunden-Spielen für Borussia zum Einsatz kommen würde, hätten viele vor dem Start der laufenden Bundesliga-Saison wohl nicht gedacht – vermutlich nicht einmal er selbst. „Es ist ja so meine Geschichte, dass ich immer der Konkurrent bin. Ich war schon immer der Verfolger. Jetzt sehen wir mal, was diese Saison dabei rauskommt“, hatte er noch im vergangenen Sommer vor dem Start der Bundesliga im Interview gesagt. Nach Abschluss der Hinrunde darf er mittlerweile 1.325 Bundesliga Spielminuten verbuchen – und damit die meisten aller Mittelfeldspieler bei Borussia. Wo in der vergangenen Saison noch Denis Zakaria und Christoph Kramer als Sechser-Duo agierten, hat Strobl sich seinen Platz erkämpft.

Als alleiniger Sechser gibt Strobl dem offensiven Spiel seines Teams die notwendige defensive Sicherheit. „Ich bin eine Art Bindeglied zwischen Abwehr und Mittelfeld, derjenige, der den Konter des Gegners unterbindet, Bälle zurückerobert, Lücken stopft und vor allem Verantwortung übernimmt“, sagte er im Winter 2016 in einem Interview. Damals war er gerade erst wenige Monate bei Borussia und konnte noch nicht ahnen, wie sich seine Karriere hier entwickeln würde.

Denn nach einem ordentlichen Start in seiner ersten Saison mit 23 Einsätzen wurde die zweite, 2017/18, zu einem wahren Leidensweg. In einem Vorbereitungsspiel bei Leicester City verletzte sich Strobl so schwer – Kreuzband und Meniskus waren gerissen – dass er nahezu die komplette Spielzeit ausfiel. Eigentlich also kein Wunder, dass ihn vor der aktuellen Saison als Stammkraft kaum einer auf der Rechnung hatte. Zumal mit Weltmeister Christoph Kramer die Konkurrenz auf der Sechs naturgemäß groß ist.

Für Strobl aber ist das kein Problem. Im Gegenteil. „Ich bin der geborene Underdog, in dieser Rolle fühle ich mich wohl“, hat er verraten. Er habe kein Problem damit, sich zu Beginn einer Saison seinen Stammplatz erst einmal erarbeiten zu müssen. Bescheidenheit, die damals gut klang und es auch heute noch tut. Weit wichtiger als der bloße Schönklang aber ist, dass es sich hier nicht nur um ein Lippenbekenntnis handelte. Vielmehr zeigte der 1,88 Meter große Strobl schon im Verlauf der Saisonvorbereitung, dass mit ihm zu rechnen sein würde und er Trainer Dieter Hecking die Entscheidung, wer die Sechser-Position bekleiden solle, schwermachen würde.

Auch in der Innenverteidigung verlässlich

Hecking hat dann aber – der bisherige Saisonverlauf hat das gezeigt – die zurzeit richtige Wahl getroffen. „Tobias organisiert gut und gibt dem Spiel Struktur“, so der Trainer. „Er wird nie unruhig und hat immer eine Lösung parat.“ Tatsächlich zeichnet sich Strobls Spiel durch eine unerschütterliche Ruhe auch in brenzligen Situationen aus. „Man hat mir schon vorgeworfen, ich sähe gelangweilt aus“, hat er verraten. Er werte das aber als Kompliment. Nach außen hin müsse er eine gewisse Coolness ausstrahlen. Offen gezeigte Unsicherheit könne sich sonst schnell auf die Mitspieler übertragen. „Wie es in mir aussieht, muss ja nicht jeder wissen“, so Strobl damals.

Und so hat er in der abgelaufenen Hinrunde den Großteil der Spiele in der Startelf absolviert. Lediglich vom fünften bis zum siebten Spieltag entschied sich Dieter Hecking für eine andere Variante. Auch in der Rückrunde wird Strobl aller Voraussicht nach wieder eine große Rolle spielen. Aus seinen bisherigen Leistungen mag sich zwar kein Vorrecht auf einen Platz in der ersten Elf ableiten, aber erstens hat der gebürtige Münchner ja eindrucksvoll belegt, dass er einen solchen Automatismus weder schätzt noch nötig hat. Und zweitens hat er am letzten Hinrunden-Spieltag gegen Borussia Dortmund gezeigt, dass notfalls auch in der Innenverteidigung jederzeit auf ihn Verlass ist.

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