Lockdown oder nicht: Ein Museumsbesuch ist immer drin. Wer ein bisschen Zerstreuung sucht, kann online Ausstellungen besuchen. Die sind zwar kein vollwertiger Ersatz für den realen Kunstgenuss. Aber einige Museen machen gekonnt Appetit auf ihr Programm. Und wenn sie geöffnet sind, geht man voller Vorfreude hin. Das Urbano Magazin hat die virtuellen Ausstellungen besucht.

ART ABOUT SHOES – VON SCHNABELSCHUH BIS SNEAKER

Was wäre die Welt ohne Schuhe? Um einige Geschichten ärmer, das steht fest. Der richtige Schuh vollendet ein Outfit und eignet sich als Statussymbol. Ein falscher oder ungepflegter Schuh kann dagegen das Erscheinungsbild und Karrieren zerstören. Die Ludwiggalerie hat dem Kleidungsstück eine eigene Ausstellung gewidmet. Online führt Direktorin Christine Vogt durch die Ausstellung, in der der Schuh in all seinen Facetten in der Kunst gezeigt wird. In einem gut sechsminütigen Video macht sie die Online-Besucher mit der Mode des Kuhmaulschuhs bekannt, der Ende des 15. Jahrhunderts getragen wurde. Die Bedeutung königlicher Schuhe ist genauso Thema wie die erotische Wirkung der Fußbekleidung. Wer sich auch das Video mit den Reden zur (ausgefallenen) Vernissage anschaut, erfährt, dass die sechs Meter Skulptur ‚Red Heels‘ des Pop-Art-Künstlers Heiner Meyer den Impuls gab. Die ‚Kunst im Stiletto-Format‘ aus überdimensionalen roten High Heels wird am 20. März vor der Galerie Ludwig enthüllt. Der Schuh spielt in Heiner Meyers Werk eine zentrale Rolle, so dass man einige seiner Arbeiten in einer eigenen Ausstellung in der Ausstellung sehen kann. bis 24. Mai

www.ludwiggalerie.de

DAS VIRTUELLE MUSEUM

Das virtuelle Museum der verlorenen Heimat sollte ursprünglich den Orten, die wegen des Tagebaus Garzweiler verschwinden, ein Denkmal setzen. Das Dorf Keyenberg war viele Jahre nur Menschen bekannt, die um Erkelenz herum lebten. Seit aber die Kohlebagger direkt vor der Ortseinfahrt stehen, ist Keyenberg zum Symbol des Widerstands von Klimaaktivisten und Dorfbewohnern gegen den Energieriesen geworden. Der Heimatverein Erkelenz hat das virtuelle Museum 2018 gegründet, um an Dörfer wie Keyenberg zu erinnern. Inzwischen aber werden auch die Geschichten der anderen Orte, die zu Erkelenz gehören, erzählt. Viele Fotos, Videoclips und Texte begleiten die Besucher bei ihrem virtuellen Spaziergang durch die Straßen, die es nicht mehr gibt, und solche, in denen seit Jahrhunderten Menschen leben. Man wandelt durch die ‚gute‘ alte Zeit bis hin in die Gegenwart. Es geht um den ersten elektrischen Strom im Dorf, um Schützenfeste als Kulturgut, um Künstler vom Land und Medizingeschichte. Die Erweiterung der ‚Ausstellung‘ auf alle Dörfer rund um Erkelenz hat einen Vorteil: Wenn die Fahrrad-Saison wieder beginnt, kann man gut dorthin radeln und sich die Orte in Natura ansehen.

www.virtuelles-museum.com

Garnet Manecke